Fotokonzern steigt in den Unix-Markt ein: Kodak übernimmt AlX-Firma Interactive

10.06.1988

ROCHESTER (CW) - Das amerikanische Softwarehaus Interaktive Systems Corp. (ISC), das die von der IBM als "AIX" angebotene Unix-Software entwickelt hat, wird von der Eastman Kodak Company übernommen. Der Filmriese aus Rochester verleibt das kleine Unternehmen seiner im Januar gegründeten Software Systems Division ein.

Interactive Systems bleibt als selbständige Tochtergesellschaft mit unverändertem Management erhalten, denn Kodak tritt bisher nicht selbst als Softwareanbieter in Erscheinung. Auch im Vertriebsbereich arbeitet die Unix-Werkstatt aus Santa Monica, die sich in letzter Zeit auf Entwicklungen für den Intel-Prozessor 80386 kapriziert hat, nach wie vor unabhängig. Zum Beginn des dritten Quartals ist die Eröffnung einer Europa-Vertriebszentrale in London vorgesehen.

Mit dem Geld des Kodak-Konzerns im Rücken hat ISC jetzt in Boston ein sogenanntes "Open Systems Technology Center" eröffnet, in dem sich DV-Hersteller hinsichtlich ihrer Unix-Strategie beraten lassen könnten. Das Center sei, so verkündete Firmenchef John White, als Antwort auf die Gründung Open Systems Foundation (OSF) zu verstehen. Hinter dieser Pressure Group stehen die Hersteller IBM, DEC, HP, Siemens, Nixdorf und Apollo Domain.

White hält seine Firma für prädestiniert, bei der Planung von Unix-Produktstrategien mitzuwirken, weil man über Kenntnisse auf beiden Seiten verfüge: Erstens stamme AIX, das von Big Blue eingesetzte und von den OSF-Mitgliedern als Entwicklungsbasis anerkannte Unix-Derivat, von Interactive Systems. Zweitens habe das Unternehmen an der Implementation von Unix System V.3 auf dem Intel 80386 mitgewirkt.

Selbst Brancheninsider rätseln allerdings noch, warum Kodak ISC tatsächlich gekauft hat. Denn die Software-Division des "gelben Giganten" hat keinerlei Marktbedeutung.