Online-Umfrage zum Thema Bildungs-Controlling

Fortbildung bewerten, um sie zu verbessern

04.10.2002
MÜNCHEN (am) - Weiterbildung ist wichtig. Darüber sind sich alle einig. Doch mit dem bloßen Besuch einer Fortbildung ist es nicht getan, schließlich soll der Mitarbeiter seine neu erworbenen Kenntnisse im Arbeitsalltag anwenden können. Die COMPUTERWOCHE wollte wissen, in welchem Umfang und mit welchen Methoden Unternehmen Weiterbildung bewerten.

Was hat der Kurs gebracht? Diese Frage wird vielleicht öfters gestellt, aber bislang nur in jedem fünften Unternehmen überprüft. Allerdings zeichnet sich ein Trend zur systematischen Bildungsplanung ab: 28 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, künftig Bildungs-Controlling einführen zu wollen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Studie, die das Kölner Beratungsunternehmen Experteam AG im Auftrag der CW umsetzte. Knapp 80 Befragte gaben von Juni bis August Auskunft darüber, wie Weiterbildung in ihren Unternehmen organisiert wird.

Schulungsbedarf ermitteln

Demnach verfügen zurzeit zwar noch die wenigsten Firmen über ein ausgereiftes System, um die Weiterbildungsmaßnahmen zu kontrollieren, allerdings setzen schon viele einzelne Elemente ein: So ermitteln 61 Prozent mindestens teilweise, ob ein Bedarf an Training besteht. Meist geschieht das im Rahmen von Mitarbeiter- und Personalentwicklungsgesprächen. Im Vordergrund stehen die Auswahl der Schulungsthemen und der Teilnehmer. Auch ein Abgleich zwischen Soll- und Ist-Qualifikation der betroffenen Mitarbeiter ist weit verbreitet (54 Prozent). Ein systematisches Skill-Management oder Human-Resource-Management existiert bisher nur bei 23 Prozent der Befragten, allerdings will das künftig nahezu jedes dritte Unternehmen einführen. Eine jährliche Weiterbildungsplanung will sich sogar jede zweite Firma zulegen.

Qualität von E-Learning

Im Unterschied zur allgemeinen Weiterbildung sehen die Befragten bei E-Learning-Programmen noch mehr Anlass, den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Im Zentrum steht die Frage, ob sich die Inhalte für Online-Lernen eignen. Prinzipiell machen 90 Prozent der Befragten die Form der Weiterbildung von den Inhalten abhängig. Die häufigsten Themen der Schulungen sind Anwendersoftware wie Microsoft Office oder Lotus, allgemeine IT-Themen, Führungskräftetraining und Soft Skills.

Die Lernsoftware unterziehen bereits 60 Prozent der Unternehmen, die E-Learning einsetzen, einer Qualitätsanalyse. Jedes zweite von ihnen legt sogar Wert darauf, dass die Software durch unabhängige Institute zertifiziert wird. "Dieser Wert ist erstaunlich hoch, da momentan kaum allgemeingültige Standards verbreitet sind", sagt Franziska Zeitler, leitende Beraterin bei Experteam. "Allerdings bestätigen diese Ergebnisse, dass es notwendig ist, die Gütekriterien zu vereinheitlichen."

Die Qualität von E-Learning-Programmen machen die Befragten weniger an Design fest als vielmehr an der Didaktik, den Inhalten und den Möglichkeiten zur Interaktion. "Das bestätigt den allgemeinen E-Learning-Trend, dass Didaktik wichtiger als Technik ist", so Zeitler . Eine Erkenntnis, die sich erst in jüngster Zeit durchzusetzen beginnt, nachdem Online-Lernen in den Anfangsjahren immer nur auf die technischen Möglichkeiten reduziert worden war.

Nur knapp 39 Prozent der Befragten testen den Lernerfolg oder befragen die Mitarbeiter, ob sie das Gelernte auch in ihrem Berufsalltag umsetzen können. Unter den restlichen Befragten findet eine solche Überprüfung nur teilweise oder überhaupt nicht statt. Bei E-Learning-Programmen sind Abschlussprüfungen (69 Prozent) weiter verbreitet als bei der allgemeinen Weiterbildung (49 Prozent).

Zugriff auf Testergebnisse?

Auf die Testergebnisse haben meist die Teilnehmer und Trainer Zugriff, seltener die Personalabteilung oder Bildungsbeauftragte (35 Prozent). Ein Vorgehen, das jedoch umstritten ist.

Die Zufriedenheit der Teilnehmer ist neben der Qualität der Inhalte und der Dozenten das entscheidende Kriterium, nach dem Schulungen bewertet werden, was immerhin knapp 50 Prozent der befragten Unternehmen mehr oder weniger regelmäßig tun. Bislang geben jedoch nur 20 Prozent den Teilnehmern objektive Kriterien wie Lernerfolg, Zeitaufwand oder Kosten an die Hand, um die Fortbildung beurteilen zu können. "In Zukunft will aber ein Drittel der Firmen den Nutzen durch objektive Kriterien messen lassen, was ebenfalls für einen Trend hin zu einer systematischeren Bildungsorganisation spricht", sagt Zeitler.

Bildungs-Controlling, das wie bereits erwähnt in jedem fünften Unternehmen schon stattfindet, wird auch als Instrument angesehen, Weiterbildung besser zu organisieren. Nach der Ansicht von über 80 Prozent der Befragten hilft es, die Qualität, die Transparenz und die Zielorientierung der Bildungsmaßnahmen zu erhöhen. Die Vermutung, dass BildungsControlling in erster Linie dazu beitragen soll, die Kosten zu reduzieren, konnten die Befragten nicht bestätigten. Dass der finanzielle Aspekt nicht immer im Vordergrund stehen muss, zeigt auch folgendes Ergebnis: So erfassen zwar knapp 63 Prozent der Befragten die Investitionskosten für E-Learning, aber nur 50 Prozent die laufenden Ausgaben für diese Art von Weiterbildung. Lediglich 45 Prozent der Unternehmen stellen teilweise eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse für E-Learning an, doch über 20 Prozent der Befragten planen sie künftig zu erstellen.

Eine Zusammenfassung der Befragungsergebnisse findet sich unter www.experlearn.de.

Abb: Prüfsteine für Weiterbildung

Die Inhalte sind für den Erfolg von E-Learning noch wichtiger als für den von normalen Weiterbildungsmaßnahmen. Quelle: ExperTeam AG