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Twitter und Facebook

Forscher nutzen Social Media, um Depressionen vorherzusagen

18.02.2014
US-Forscher haben Daten aus dem Internet genutzt, um sogenannte postnatale Depressionen zu analysieren. Ersten Studien zufolge können sie damit sogar im gewissen Umfang vorhersagen, wer von diesen Depressionen nach der Geburt betroffen sein wird.

Aus Daten von sozialen Netzwerken im Internet können US-Forscher mit relativ hoher Trefferquote folgern, ob eine Frau kurz nach der Geburt Depressionen bekommen wird. Dafür werde unter anderem untersucht, was die Betroffenen in den Netzwerken schreiben und welche Stimmung sie dadurch ausdrücken, wie oft sie sich äußern und mit wie vielen Menschen sie über die Netzwerke kommunizieren, sagte Eric Horvitz am Montag (Ortszeit) zum Abschluss des Jahrestreffens des weltgrößten Wissenschaftsverbands AAAS in Chicago. Er ist Direktor des Forschungslabors von Microsoft in Redmond.

Die sogenannten postnatalen Depressionen treten nach Auskunft von Horvitz bei etwa 15 Prozent der Frauen nach einer Geburt auf - mit sehr unterschiedlichen Schweregraden und Zeiträumen.

Horvitz und sein Team analysierten unter anderem öffentlich zugängliche Daten aus dem Kurznachrichtendienst Twitter von knapp 3000 Müttern. Für eine weitere Studie fanden sie in Online-Foren dutzende Mütter, die sich zur Teilnahme bereiterklärten und den Forschern Zugriff auf ihre Facebook-Daten gaben. Die Wissenschaftler untersuchten dann die Online-Aktivitäten der Mütter jeweils drei Monate vor und nach der Geburt des Kindes.

Mit Hilfe ihrer Untersuchungsmuster konnten sie auf Basis der Online-Aktivitäten in den drei Monaten vor der Geburt mit einer Trefferquote von 70 Prozent vorhersagen, welche der Frauen nach der Geburt irgendeine Form von postnataler Depression entwickeln würde.

Im Fall der Studie mit den Facebook-Daten hätten die Frauen auch angegeben, ob bei ihnen eine postnatale Depression diagnostiziert worden sei oder nicht - und die Vorhersage habe so überprüft werden können, sagte Horvitz. Auf Basis der Ergebnisse seiner Studien könne möglicherweise eine App entwickelt werden, mit der betroffenen Frauen besser geholfen werden könne.

Das Jahrestreffen des Verbands AAAS (American Association for the Advancement of Science), bei dem rund 6500 Wissenschaftler aus aller Welt über ihre Forschungen diskutiert und neue Ergebnisse vorgestellt hatten, ging am Montag nach fünf Tagen zu Ende. Im kommenden Jahr findet der 181. AAAS-Kongress im kalifornischen San José statt. (dpa/tc)