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Forrester will keine Bezahlstudien mehr veröffentlichen lassen

06.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einen Monat nach der Publikation eines umstrittenen Kostenvergleichs von Linux- und Windows-basierenden Systemen hat Forrester Research seine Firmenpolitik geändert: Um sich seine Unabhängigkeit zu bewahren, will das Marktforschungsinstitut ab sofort nur noch dann von Anbietern bezahlte Produktvergleiche vornehmen, wenn die Resultate anschließend nicht publiziert werden. Bestehende Vereinbarungen werden nicht mehr verlängert, so Forrester. "Wir haben einen Fehler gemacht, die Ergebnisse zweier Studien zur Veröffentlichung freizugeben, stehen aber für die Integrität der Erhebungen", bekannte Forrester-CEO George Colony in einem offenen Brief auf der Unternehmens-Website.

Hintergrund des Strategiewechsels ist vor allem die heftige Kritik an einer Studie, die der Softwareriese Microsoft bei der Forrester-Tochter Giga Group in Auftrag gegeben hatte. Die Marktforscher verglichen die Entwicklungskosten für ein Unternehmensportal unter Windows mit denen einer Linus/Java-Basis über einen Zeitraum von drei Jahren. Dabei konstatierten sie einen Kostenvorteil von 40 Prozent für die Microsoft-Produkte (Computerwoche online berichtete). Neben der Tatsache, dass Microsoft für die Studie bezahlte, bemängelten die Kritiker, dass lediglich zwölf Anwenderunternehmen untersucht wurden. Als Grundlage für eine repräsentative Studie sei diese Basis bei weitem nicht ausreichend.

Die Medien hätten die Resultate zu einer Art Blanko-Statement über die entstehenden Kosten beim Einsatz der Plattformtypen aufgebauscht, rechtfertigte sich Forrester-Analyst John Rymer. Tatsächlich seien die Ergebnisse deutlich qualifizierter und ließen sich nicht auf ein Fazit à la "Microsoft ist billiger als Linux" reduzieren. So sei es in der Studie hauptsächlich um die relativen Kosten beim Einsatz bestimmter Anwendungen gegangen, sagte Rymer.

Daneben hatte sich Forrester im September noch mit einer weiteren Auftragsstudie Kritik eingehandelt. So wurde bei einer Anwenderumfrage über die Kundenzufriedenheit im Bereich Unternehmenssoftware bekrittelt, dass diese von Peoplesoft, dem Testsieger in den vier Hauptkategorien, gesponsert wurde. (mb)