Web

Forrester: iTunes wird die Musikindustrie nicht retten - und auch nicht Apple

14.12.2006
In den USA sorgt seit ein paar Tagen die Studie "Few iPod Owners are Big iTunes Buyers" von Forrester-Analyst Josh Bernoff für Schlagzeilen.

Vor allem wegen eines aus dem Zusammenhang gerissenen Zitats, aus dem teilweise ein deutlicher Abschwung des Online-Musikverkaufs im Apple-Laden vorhergesagt wurde. Das allerdings gibt das zugrunde liegende Zahlenmaterial aus Forresters "Ultimate Consumer Panel" nicht wirklich her, wie Bernoff inzwischen selbst einräumte.

Ein Bild sagt - wie so oft - mehr als tausend Worte.
Ein Bild sagt - wie so oft - mehr als tausend Worte.

Dessen ungeachtet bringt die Studie wieder einmal eigentlich altbekannte Fakten zu Papier, die angesichts der Euphorie um iPod und Co. allzu gern verdrängt werden: Es ist Apple, das den US-Markt für digitale Musik-Downloads derzeit fast exklusiv beherrscht (in Deutschland gibt es ausnahmsweise mit Musicload einen mindestens gleichwertigen Gegner), bislang nicht gelungen, iPod-Besitzer verstärkt zu Einkäufen digitaler Musik zu überreden.

Seit Einführung des iTunes Store kommen auf jeden neuen iPod-Besitzer im Schnitt praktisch konstant nur rund 20 bei iTunes gekaufte Lieder - der Rest der Flash-Speicherchips und Festplatten wird mit Songs gefüllt, die von eigenen CDs gerippt, mit Freunden getauscht oder aus illegalen Tauschbörsen geladen werden.

Die meisten iPod-Besitzer (und bei anderen Playern ist das nicht anders) tätigen online nur kleine Impulskäufe, und die auch nur selten. Mit diesen Micropayments ist kaum Geld zu verdienen, da ein Großteil der Umsätze an die Rechteinhaber und Kreditkartenfirmen geht.

Apple kann das relativ entspannt betrachten, da es seine Gewinne mit trendiger, gut designter Hardware erzielt und nicht aus dem Wiederverkauf digitaler Musik. Der Anteil der digitalen Verkäufe machte im Jahr 2005 laut Branchenverband RIAA (Recording Industry Association of America) ohnehin nur vier Prozent des gesamten Musikmarkts aus. Ob sich das mit steigender Verbreitung portabler MP3-Player ändert - Forrester geht von einer Verdopplung bis 2008 aus, bis dato hat jeder fünfte US-Haushalt ein solches Gerät -, bleibt abzuwarten. (tc)