Die größten Herausforderungen sind kultureller Natur

Forrester-Analyst: Web 2.0 bringt Mehrwert in die Unternehmen

22.04.2008
Analyst George Oliver Young hat sich für die Forrester-Studie "Global Enterprise Web 2.0 Market Forecast: 2007 to 2013" eingehend mit dem Einsatz von Web 2.0 im Unternehmen beschäftigt. CW-Mitarbeiter Simon Hülsbömer sprach mit ihm über die Zukunft des Enterprise 2.0.
Forrester-Analyst George Oliver Young
Forrester-Analyst George Oliver Young
Foto: Forrester Research

CW: Mr. Young, welche Herausforderungen erwarten die Unternehmen beim Einsatz von Web-2.0-Technologie in den kommenden Jahren?

Young: Es sind besonders die firmenkulturellen Herausforderungen. Die Unternehmen müssen erst noch lernen, wie sie das Web 2.0 richtig für sich nutzen und ihre Mitarbeiter und Kunden für die neuen Technologien begeistern können.

CW: Gibt es hier kontinentale Unterschiede?

Young: Die Probleme sind überall auf der Welt die gleichen. Es ist egal, wie international ein Unternehmen aufgestellt ist. Wir stellen lediglich fest, dass europäische Unternehmen sich noch schwerer tun als amerikanische.

CW: Woran liegt das?

Young: Fast alle Web-2.0-Technologien sind in US-Firmen entstanden. Dazu kommt, dass die Europäer auch privat das Web 2.0 weitaus weniger stark nutzen als die Amerikaner oder Asiaten. Für Werbekunden bremst das beispielsweise die Investitionsbereitschaft für das Web-2.0-Marketing im europäischen Markt. Asien hat auch den Vorteil, dass viele Fimen derzeit große Teile ihrer Produktion nach Indien und China verlagern, was dem dortigen Markt zusätzliche Innovationskraft verleiht.

CW: Die Investitionsbereitschaft in Weblogs wird in den nächsten Jahren geringer. Ist der Hype vorbei?

Young: Nein, im Gegenteil: Blogs werden mit die stärkste Durchdringung in der Unternehmenslandschaft erreichen. Sie können nur als eigenständiges Marktsegment nicht überleben, weil die großen Hersteller wie Microsoft, IBM, Oracle oder SAP Blog-Technologie in Content-Management-Systeme, Portal- und ERP-Software integrieren. So kommen Blogs automatisch ins Unternehmen - und zwar frei Haus.

CW: Was empfehlen Sie mittelständischen Unternehmen und Konzernen, die verstärkt in Web-2.0-Technologie investieren möchten?

Young: Konzentrieren Sie sich zunächst auf einen Teilbereich. Welches Problem wollen Sie mit Web-2.0-Technologie lösen? Definieren Sie Kennzahlen, um Erfolge und Misserfolge auch wirklich messen zu können. Erst im nächsten Schritt sollten Sie den Web-2.0-Einsatz ausweiten und vertiefen. Diese Regeln sind für alle gleich. Weil Web-2.0-Tools wenig kosten, kann sie eigentlich jedes Unternehmen, egal welcher Größe, einsetzen.

CW: IT und Business wachsen immer stärker zusammen. Wie beeinflusst diese Entwicklung den Einsatz von Web 2.0 im Unternehmen?

Young: Schon jetzt sind viele Web-2.0-Technologien an konkreten Geschäftsprozessen ausgerichtet. Je stärker IT und Business zusammenwachsen, desto größer wird auch der Mehrwert von Web 2.0 im Unternehmen werden. (sh)