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Forgent zerrt DVR-Anbieter vor den Kadi

15.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische Firma Forgent Networks hat 15 Fernseh- und Medienkonzerne verklagt. Sie sollen gegen ein Patent aus Forgents Portfolio (US-Patent Nr. 6.285.746) zum Thema digitale Videorekorder verstoßen haben. Dieses beschreibt laut Forgent ein computergesteuertes System, das Video abspielen kann, während es gleichzeitig aufnimmt.

Auf der Anklagebank sitzen unter anderem Cable One, The Washington Post Company, Charter Communications, Comcast, Time Warner sowie Echostar. Diese bieten ihren Abonnenten allesamt digitale Videorekorder-Dienste an. Es steht zu vermuten, dass sich noch andere Beklagte dazugesellen werden - zum Beispiel Hersteller digitaler Videorekorder oder von PCs, mit denen man Video aufnehmen kann.

Laut IDC wurden im vergangenen Jahr in den USA 4,4 Millionen digitale Videorekorder ausgeliefert, bis 2008 soll der Markt auf 10,7 Millionen Geräte anwachsen. Das fragliche Forgent-Patent läuft nicht vor dem Jahr 2001 aus. Das Datum des Patents dürfte aber eine der strittigen Fragen im Prozess werden. Angemeldet wurde es im Jahr 2002, es geht laut Forgent aber zurück auf einen eingestellten Patentantrag aus dem Jahr 1991. TiVo und andere DVR-Hersteller hatten ihre Technik 1998 zum Patent angemeldet.

Forgent-Chef Dick Snyder erklärte, seine Firma besitze noch weitere Patente im Zusammenhang mit digitalen Videorekordern. Diese seien aber nicht Bestandteil der aktuellen Klage. Von Forgent haben viele Leute noch nie gehört, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem schon (indirekt) Geld an die Firma gezahlt. Forgent hieß früher VTEL und verkaufte Videokonferenz-Lösungen.

Nachdem diese wenig erfolgreich waren, nahm die Firma ihr Patentportfolio unter die Lupe und stellte fest, dass sie unter anderem ein 1997 von Compression Labs erworbenes Patent besaß, das die JPEG-Bildkompression betrifft. Allein für dieses hat Forgent inzwischen mehr als 100 Millionen Dollar Lizenzgebühren von unter anderem Herstellern digitaler Kameras eingetrieben. Derzeit nimmt Forgent rund 85 Prozent seiner Einnahmen mit Lizenzgebühren ein, der Rest stammt aus dem Verkauf von Software. (tc)