MWC12

Ford synct den B-Max - Smartphone trifft Auto

28.02.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Intelligente Online-Systeme waren bislang primär den Fahrzeugen der automobilen Oberklasse vorbehalten. Mit Ford vernetzt jetzt einer der ersten europäischen Massenhersteller seine Fahrzeug per Mobilfunk.
Verwaltungsratschef Bill Ford (links im Bild) und Paul Mascarenas, CTO bei Ford, vor dem neuen Ford B-MAX.
Verwaltungsratschef Bill Ford (links im Bild) und Paul Mascarenas, CTO bei Ford, vor dem neuen Ford B-MAX.
Foto: Ford

Smartphones gekoppelt mit dem Fahrzeug? Diesen Gedanken scheuten in der Vergangenheit viele Hersteller wie der Teufel das Weihwasser. Zu groß erschien die Gefahr, dass über diese Verbindung Malware in sicherheitsrelevante Systeme wie Motorsteuerung oder elektronische Bremssysteme gelangen könnten. Diese Scheu scheint nun überwunden zu sein.

Mit Ford kündigte nun auf dem Mobile World Congress der erste Massenhersteller für Europa eine Vernetzungsoffensive für seine Fahrzeugflotte an. Als erstes Modell wird künftig der Ford B-Max mit einer Bluetooth-Schnittstelle für Smartphone und MP3-Playern aufwarten. Weitere Modelle wie Focus und Co. sollen folgen. Während andere Hersteller wie etwa Mercedes in seinen Modellen nur bestimmte Smartphones unterstützte, versprach Ford in Barcelona, dass bei seinem System jedes Device mit Bluetooth genutzt werden könne.

Sync ohne Kinderkrankheiten

Auf IT-Seite nutzt der Autobauer hierzu die Technik "Sync" von Microsoft. Zur Sprachsteuerung von Telefon und Audio-Equipment greift der Autobauer auf das Know how von Nuance zurück. Glaubt man Paul Mascarenas, CTO bei Ford, so müssen die europäischen Kunden keine Kinderkrankheiten befürchten, denn Sync habe sich schon millionenfach auf dem US-Markt bewährt.

Auf Wunsch liest das Multimediasystem auch eingehende SMS vor. In Europa soll das System nicht nur neun Sprachen verstehen, sondern auch verstehen. Denn zu Sync gehört auch ein "Emergency Assistance"-System, das im Falle eines Unfalls automatisch ohne Zutun des Fahrers einen Notruf absetze. Per Text-Message informiert es zudem die Notrufzentrale über den genauen Standort des Fahrzeugs. Bis Ende 2015 will Ford in Europa 3,5 Millionen Fahrzeuge mit Sync ausliefern.

Mit Vollgas in die Cloud

Der neue Ford B-MAX.
Der neue Ford B-MAX.
Foto: Ford

Alle diese Features sind jedoch nur ein erster Schritt in Richtung vernetztes Auto. Mittelfristig, so die Vision bei Ford, wird das Auto ein Teil der Cloud. Wie diese Zukunft aussehen könnte, zeigt der Autobauer mit seiner Konzeptstudie Evo, die mit "Cloud Connectivity" aufwartet. Verbunden mit der Cloud soll das Fahrzeug dann Daten des Fahrers mit den aktuellen Gegebenheiten abgleichen.

Etwa einen Termin aus dem privaten oder beruflichen Kalender mit den aktuellen Verkehrs- und Witterungsbedingungen verknüpfen. Oder es wählt beim Wochenendausflug eine Route, die auf Erfahrungen von Freunden aus sozialen Netzwerken basiert. Via Cloud mit dem Haus verknüpft, könnte das Auto der Zukunft vor Fahrtantritt automatisch seine Innenraumtemperatur an die im Haus anpassen. Oder nach der Abfahrt die elektrischen Verbraucher im Haus ausschalten.

Damit diese und andere Ideen Realität werden, kündigte Ford-Technikchef Mascarenas an, dass man die Sync-Ergänzung AppLink künftig weltweit zur Verfügung stellen werden. Per AppLink lassen sich andere, angepasste Applikationen im Auto per Sprache steuern. Weltweit arbeitet der Konzern nach eigenen Aussagen mit Entwicklern gemeinsam an entsprechenden Apps. (hi)