Joint Venture baut ein drahtloses Informationsnetz auf

Ford steigt mit Qualcomm ins Telematikgeschäft ein

04.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Automobilproduzent Ford Motor Co. hat sich mit dem Funknetzspezialisten Qualcomm Inc. zusammengetan, um seine Automobile künftig mit drahtlosen Kommunikationsservices versorgen zu können. Das Gemeinschaftsunternehmen Wingcast hat dieser Tage den Betrieb aufgenommen.

Die deutschen Autobauer - zunächst Daimler-Chrysler, dann BMW - haben vorgemacht, wie man mit Hilfe drahtloser Kommunikationsservices den Autofahrern das Leben leichter machen kann. Der US-Konzern General Motors zog mit einer eigenen Telematik-Division namens Onstar nach, die bereits auf eine Million Abonnenten verweist. Da wollte der Mitbewerber Ford nicht abseits stehen.

Hatte der Kfz-Riese mit Hauptsitz in Dearborn, Michigan, zu Beginn des Jahres versprochen, er werde zunächst die 2001er Modelle der "Lincoln"- und "Focus"-Serie mit einem Internet-Zugang ausliefern, so ist in der jüngsten Ankündigung keine Rede mehr von solchen Einschränkungen. Auch der Telekommunikationspartner ist jetzt ein anderer: In Gestalt von Wingcast betreibt Ford nun ein Joint Venture mit der in San Diego heimischen Qualcomm Inc., während beim ersten Anlauf die Sprint Corp., Kansas City, Starthilfe gab. Diese Zusammenarbeit läuft wohl Ende kommenden Jahres aus.

Mit Hilfe von Wingcast will Ford im übernächsten Jahr eine Million Autos und Lastwagen mit der Möglichkeit ausrüsten, per Funk übertragene Internet-basierte Telematikdienste abzufragen. 2004 soll sie zum Standardlieferumfang aller Ford-Fahrzeuge gehören.

Zugriff über spezielle Geräte oder via HandyGleichzeitig planen die Wingcast-Partner, Art und Umfang der Services kontinuierlich zu erweitern. Die Ideen reichen von Navigationshilfen über Sicherheitsfunktionen wie einen durch den Airbag ausgelösten Notruf bis zum E-Mail-Empfang und dem Abruf von Unterhaltungsangeboten.

Die dafür notwendigen Daten sollen auf einem zentralen Server gespeichert, gepflegt und vorgehalten werden. Für den Empfang im Auto sind sowohl fest eingebaute Geräte als auch konventionelle Handys vorgesehen - beide vermutlich durch Spracheingabe gesteuert. Darüber hinaus sollen die Nutzer aber auch von außerhalb ihres Fahrzeugs auf die Wingcast-Services zugreifen können. Die von Qualcomm eingebrachte Übertragungstechnik Code Division Multiple Access (CDMA) - beziehungsweise Weiterentwicklungen wie CDMA 2000 und WCDMA - werden für den reibungslosen Betrieb des drahtlosen Netzes sorgen.

Neben Ford und Qualcomm, die über die Höhe ihrer Anteile Stillschweigen vereinbart haben, hält der in Romulus, Michigan, ansässige Zulieferbetrieb Cartell einen kleinen Anteil an Wingcast. Zum Chief Executive Officer und President des frischgebackenen Unternehmens wurde Harel Kodesh berufen. Er leitete zuvor den Bereich Consumer Appliances des Softwaregiganten Microsoft und verantwortete in dieser Funktion Entwicklung und Vermarktung des Betriebssystems Windows CE sowie das bislang unvollendete Projekt "Auto PC".

Wingcast soll seine Dienste langfristig nicht nur der Ford-Gruppe, sondern auch anderen Automobilherstellern anbieten. Seine Absicht zur Kooperation hat bereits der japanische Nissan-Konzern bekundet.