Vertragspartner als Erfüllungsgehilfen

Ford läßt Gebrauchtwagen bei Ricardo.de versteigern

17.09.1999
MÜNCHEN (fn) - Der Autokauf über das Internet ist bereits salonfähig. Das in Hamburg beheimatete Online-Auktionshaus Ricardo. de und Ford gingen einen Schritt weiter und versteigern jetzt auch Gebrauchtwagen über das Web.

Jede Woche bietet Ford Wagen der Modelle "Ka", "Escort", "Focus" und "Mondeo" sowie Nischenmodelle online feil. Der Automobilhersteller will so den Absatz von Gebrauchtwagen ankurbeln, die nicht älter als ein Jahr sind. Das virtuelle Vertriebskonzept bezieht dabei die rund 2200 Ford-Vertragspartner mit ein, denn sie sollen die ersteigerten Fahrzeuge ausliefern. Der Online-Käufer wählt sich hierzu ein Autohaus in seiner Nähe aus. Allerdings bleiben die Fahrzeughändler bei der Preisverhandlung außen vor; sie kassieren lediglich eine Bearbeitungspauschale. Ihre Begeisterung hält sich deshalb in Grenzen. "Einige unserer Händler stehen dem kritisch gegenüber, verschließen sich jedoch nicht der Zukunft", skizziert Frank Stahl, Brand-Manager Remarketing bei Ford in Köln, die Gemütslage der Vertragspartner. Deutlicher wird da schon ein Händler aus Berlin: "Davon halte ich überhaupt nichts", meint der Geschäftsführer eines Autohauses an der Spree. Dagegen scheint Anton Reich, Chef des Autohandelsgesellschaft Niedermair & Reich in München, dem Thema eher aufgeschlossen zu sein. Er bezeichnet die Kooperation zwischen Ford und Ricardo.de als einen von vielen Tests, die den Nutzen des Mediums Internet für die Autobranche ausloten sollen.

Genaugenommen dient die Internet-Auktion jedoch nur der Geschäftsanbahnung, da der Ersteigerer den Kaufvertrag erst beim Händler vor Ort unterzeichnet, und zwar nach Begutachtung des Fahrzeugs. Bis zur Unterschrift kann der Käufer immer noch einen Rückzieher machen. Damit niemand nur zum Spaß einen Wagen ersteigert, sind auf jeden Fall die 400 Mark Überführungsgebühr zu entrichten.