Businessplan-Wettbewerb wird 199798 fortgesetzt

FNT: München soll zum High-Tech-Eldorado werden

10.10.1997

Der in München ansässige FNT ist eine von mehreren vergleichbaren deutschen Initiativen auf Länderebene, die sich dem Problem einer engeren Verzahnung von Forschung und Industrie widmet. Vor rund einem Jahr nahm die Organisation jedoch eine Kurskorrektur vor: Nicht mehr die Fragen der Technologieorientierung stehen jetzt im Vordergrund, sondern unternehmensnahe Themen wie Konzeption, Finanzierung, Marktorientierung sowie Marketing- und Vertriebsstrategie. "Damit konnte sich der FNT nicht nur als Forum für innovative Technologieunternehmen etablieren, sondern auch Neugründungen gezielt Hilfestellung auf dem Weg zum Unternehmenserfolg geben", brachte Eberhard Färber, FNT-Vorstandsvorsitzender und Sprecher des Vorstandes der Ixos Software AG, die Erfolgsbilanz eines Jahres auf den Punkt.

Dennoch ist, wie der Ixos-Chef auf der FNT-Jahrespressekonferenz einräumen mußte, bundesweit und in der Region München noch viel Aufbauarbeit zu leisten, um es mit den US-Regionen Silicon Valley oder Boston Area aufnehmen zu können. Nach wie vor fehle es etwa im Bereich der Software-Industrie an einem gesunden Mittelstand. Neben den wenigen etablierten großen Anbietern sei in Deutschland immer noch ein Trend zum Sektierertum erkennbar. Färber: "Wir benötigen keine Ingenieurs-Buden, sondern Menschen mit unternehmerischen Visionen."

Um dieses Ziel zu erreichen, will sich der FNT verstärkt auf das Zusammenbringen von Erfinder und Techniker mit Spezialisten aus den Bereichen Controlling und Marketing konzentrieren.

Bereits in den zurückliegenden zwölf Monaten hat sich der Verein nach eigener Darstellung mit zahlreichen Veranstaltungen unter dem Motto "Von der Geschäftsidee zum Markterfolg" beziehungsweise "Unternehmer informieren und motivieren Unternehmer" schwerpunktmäßig der Starthilfe für Firmengründer gewidmet. Zugleich war der FNT einer der Partner im Münchener Businessplan-Wettbewerb 1996/97, der vom Beratungsunternehmen McKinsey zusammen mit den drei großen Münchner Hochschulen sowie privaten Sponsoren veranstaltet wurde.

Diese laut Färber "außerordentlich erfolgreiche" Initiative (aus dem Wettbewerb sind bis dato zehn Unternehmensgründungen hervorgegangen, 30 weitere sind geplant) will der FNT 1997/98 unter eigener Projektleitung fortsetzen. Erneut soll hier jungen Unternehmensgründern in spe die Chance geboten werden, ihre Produkt- repektive Geschäftsidee von Experten unter die Lupe nehmen zu lassen. Das bayerische Wirtschaftsministerium beteiligt sich mit rund einer halben Million Mark an Fördermitteln. Wie schon im Vorjahr soll bei diesem Unterfangen nicht primär die Auszeichnung der besten Geschäftsidee, sondern die Vermittlung von Kontakten und die Anbahnung von Firmengründungen inklusive der dazu notwendigen Kapitalbeschaffung im Vordergrund stehen.

Daß es daran trotz aller guten Vorsätze oft noch hapert, machte indes Keith Gruen, einer der Preisträger des Businessplan-Wettbewerbs 1996/97, deutlich. Dem gebürtigen Kalifornier, Mitbegründer und Geschäftsführer der vor rund einem Vierteljahr in München entstandenen NXN Digital Entertainment GmbH, geht jedenfalls im "Isar Valley" vieles noch zu langsam. Im Businessplan des Softwarehauses, das mit einer neuen Entwicklungsplattform vor allem die Hersteller von Computerspielen als Kunden gewinnen möchte, steht Wachstum an erster Stelle. Rund vier Millionen Mark an Venture Capital sind notwendig, um die junge Company im Weltmarkt zu etablieren. Vom Wettbewerb habe man sich hier "eine Art Freifahrtschein zu Risikokapital" erhofft - und wurde enttäuscht. Man sei zwar mit einer Reihe von Venture-Capital-Firmen in Kontakt, doch die ließen sich für die Prüfung beziehungsweise Zusage viel zu viel Zeit.

Der frühere Geschäftsführer der deutschen Microsoft GmbH, Christian Wedell, machte in einem Gastvortrag deutlich, wo es seiner Auffassung nach hierzulande nicht nur in der Münchner Region fehlt. Die vielzitierte Standortdebatte werde, so Wedell, in Deutschland oft unter falschen Vorzeichen geführt. In erster Linie mangle es nicht an den äußeren Rahmenbedingungen, sondern an der richtigen Einstellung. Unternehmer fielen nicht vom Himmel, sondern werden in der Regel "in den Unternehmen gemacht". Hier aber hätten US-Companies gegenüber deutschen Firmen einen wesentlichen Vorsprung: Sie orientieren sich stärker am Markt und motivieren ihre Mitarbeiter besser. Wichtig sei daher vor allem der "vermittelte Glaube an die Fähigkeit des einzelnen" samt der Belohnung entsprechender Leistungen - ein Prinzip, das nach Ansicht des früheren Microsoft-Managers den Erfolg des Silicon Valley begründet. Wedells wenig aufbauendes Fazit: "In US-Firmen werden Erfolge honoriert - in deutschen Firmen gibt es Statussymbole für Funktionsträger."

Start-up-companies im Visier

Der FNT e.V. (Förderkreis Neue Technologien) bietet allen Unternehmen in Bayern, die in High-Tech-Branchen tätig sind, die Mitgliedschaft an. Als High-Tech-Bereiche im weitesten Sinne definiert der Verein, zu dem es mittlerweile Pendants in Berlin und Baden-Württemberg gibt, unter anderem IT/Telekommunikation, Mikroelektronik, Pharmazeutik, Medizintechnik sowie Zell- und Biotechnologie. Derzeit sind bereits mehr als 200 bayerische Unternehmen im FNT vertreten - darunter auch Großkonzerne wie BMW und Siemens. Zu den Hauptaktivitäten des FNT gehört, seitdem die Organisation im Juli 1996 ihren Aktionsradius auf die Unterstützung von Mitgliedern in puncto Marketing, Finanzierung und Kooperationen erweitert hat, die Fortsetzung des Münchner Businessplan-Wettbewerbs. Ebenfalls an Firmengründer - wie auch an bereits etablierte Unternehmer - richtet sich die "Münchner Entrepreneur-Akademie", die der FNT im Spätherbst ins Leben rufen möchte. Ziel dieser Initiative ist es, Kontakte zu Kapitalgebern und Experten unterschiedlicher Branchen herzustellen sowie weiteres Know-how zur Unternehmensgründung zu vermitteln. Weitere Informationen: FNT e.V., Gustav-Heinemann-Ring 212, 81739 München, Telefon 089/630 253-0.