Mit drei Jahren Verspätung auch auf dem deutschen Markt:

Flugzeugbauer vertreibt CASE-Umgebung

24.02.1989

MÜNCHEN (qua) - Der CASE-Markt boomt; für die Softwarehäuser gilt es jetzt, ihre Claims abzustecken. So bietet denn die Informationssysteme-Division des Flugzeugherstellers McDonnell Douglas ihre auf dem US-Markt seit drei Jahren verfügbaren Software-Engineering-Produkte neuerdings auch hierzulande an.

"Der deutsche Markt ist für CASE-Produkte viel aufnahmebereiter als der amerikanische", konstatiert Uwe Streckert, Marketingleiter bei der Frankfurter McDonnell Douglas Information Systems GmbH. Eine Infratest-Studie vom Frühsommer 1988 habe ergeben, daß nur 13 Prozent der deutschen Anwender ihre Tools selbst zusammenstellen wollten; 84 Prozent würden hingegen eine Herstellerlösung bevorzugen.

Stellt sich die Frage, warum die Amerikaner nicht eher auf die Idee gekommen sind, ihre "lntegrierte Software-System-Technik" (lSST) für den deutschen Markt freizugeben. Streckert räumt ein, daß er - vor etwa einem Jahr - mehr oder weniger zufällig auf die Existenz dieser Produkte aufmerksam geworden sei; nachher habe er zunächst eine "lnfrastruktur", also Vertriebs- und Support-Kapazität, aufbauen wollen. Das ISST-Paket besteht aus drei separat vermarkteten Komponenten.

Die Projekt-Management-Methode "Stradis" basiert auf der "Structured Systems Analysis", die McDonnell Douglas 1980 durch Akquisition erworben hat. Einschließlich eines zehntägigen Trainings für drei Personen kostet die "Stradis" -Lizenz 98 000 Mark.

Im Zentrum der als CASE-Tool bezeichneten "Prokit Workbench" steht ein ständig aktives Data-Dictionary. Die Lizenzgebühr für die Standalone-Version beträgt laut Streckert 21000 Mark; Mehrfach-Lizenzen würden mit dem jeweiligen Kunden ausgehandelt. Allerdings ist das Software-Werkzeug nicht direkt beim Hersteller, sondern über den Hamburger Kooperationspartner Datenrevision GmbH zu beziehen.

Das 4GL-Produkt "ProlV" läuft unter MVS, VMS, verschiedenen Unix-Derivaten sowie MS-DOS und bietet Schnittstellen zu IMS, TSO sowie DB2. Die PC-Version ist für 5800 Mark zu haben, die VAX-Ausführung für 18 000 Mark; die Entwicklungslizenz für einen IBM-Mainframe schlägt mit 350 000 Mark zu Buche. Für die Runtime-Version verlangt der Anbieter jeweils ein Fünftel der vollen Lizenzgebühr.