Da ist Tobias, der für einen Sponsor aus Dubai vor wenigen Jahren ein 200 000 Liter fassendes Aquarium aufstellte und sich wie kein zweiter im Mikrokosmos seiner (begrenzten) Meereswelt auskennt, allerdings auch den – unwissenden, weil flüchtigen – Reisenden ein paar Informationen über seine Welt mitzugeben.
Da ist Elis, eine Magazinfotografin, die den Anschlussflug verpasst hat und nun über die Flure der Terminals vagabundiert, ohne festes Ziel. Ihr Zuhause sind Flieger und Flughäfen, die Attraktion der Strände und Riffe, die sie überall auf der Welt fotografiert, verblasst ob der Anstrengung des Reisens.
Und da ist der Lehrstuhlinhaber der Biochemie, Drug-Designer mit Spezialgebiet Meeresbiologie – Kenner von „Molekülen mit exquisiten Wirkungsmechanismen“. Der nur „Raucher“ genannte Vielreisende ist nicht nur nikotinfreie Flughäfen leid, sondern auch die „ewigen Kongresse, die Flughäfen, die alle gleich aussehen, die Kongreßzentren, identisch zwischen Hongkong und Hannover.“ Seine Ehe ist darüber zu Bruch gegangen, jetzt sitzt er mit einer Flasche Whiskey in der Hand in der Wartehalle. Seine Nachfolge im Lehrstuhl ist bereits geregelt.
Fliegen mit Nebenwirkungen
Angelika Overath beschreibt in ihrem Buch, das es in die 20 Bücher umfassenden „Longlist“ für die Vorauswahl des Deutschen Buchpreises 2009 geschafft hat, das Für und Wieder des vielen Reisens. Eine Gefahr nicht zuletzt für die Work-Life-Balance von Geschäftsleuten, Managern und Führungskräften. Für sie gehört das Reisen zum Alltag, ist essentiell, um die immer globaler werdenden Geschäfte voran treiben zu können – um international und in einem überschaubaren „Zeitfenster“ unterwegs sein zu können. Der Erfolg ist die Währung, die für sie letztlich zählt. Und genau dieses oft als notwendig empfundene Opfer stellt Autorin Overath mit ihren Charakteren in Frage.
Aquarist Tobias ist nie gereist, kennt sich aber in der Meereswelt so gut aus wie kaum jemand sonst. Magazinfotografin Elis hingegen, für die Reisen zum Tagesgeschäft gehört und auch der Professor, sind des Reisens überdrüssig. Und letztlich fühlt sich Elis, die den Herrn über die Flughafenfische in ein Gespräch verwickelt und immer besser kennen lernt, gerade zu diesem Menschen hingezogen.