Unternehmerisch denkende Spezialisten gesucht

Flucht in Systemtechnik nimmt AS/400-Profis Aufstiegschancen

12.02.1993

Noch immer werden im Stellenanzeigenteil der Zeitungen ueberdurchschnittlich viele SAP- und AS/400-Spezialisten gesucht, doch stehen auch hier die Zeichen auf Normalisierung.

Die guten Profis, die frueher bei attraktiven Angeboten wechselbereit waren, bleiben, so die Erfahrung von Arbeitsmarkt-Experten, dort, wo sie sind. Zu gross ist die Angst, in der aktuellen Krisensituation einen falschen Schritt zu tun.

Frueher, berichtet Horst Mutsch, Bereichsleiter bei der DG- Immobilien Management GmbH (DGIM) in Frankfurt, war es kaum moeglich, einen

AS/400-Profi zu vernuenftigen Konditionen einzustellen: "Die hatten alle ueberzogene Vorstellungen." Mutsch glaubt nun, mit einem umfassenden Weiterbildungsangebot die Mitarbeiter bei der Stange halten zu koennen.

Er hat in seiner DV/Org.-Abteilung drei Spezialisten als Seminarleiter beschaeftigt, denen ein Fortbildungsbudget von 21 000 Mark pro Jahr zur Verfuegung steht.

Die Mitarbeiter koennten selbst entscheiden, welche Kurse sie besuchen wollen. Zum Schulungskonzept des DGIM-Managers gehoert, dass die DV-Experten nach dem Seminarbesuch die Moeglichkeit erhalten, das erworbene Wissen erst einmal spielerisch zu vertiefen. Sie koennen "vom Unternehmen aufgestellte Anforderungen" fernab vom Tagesgeschaeft eigenstaendig umsetzen.

Fortbildung sollte sich nicht zu sehr auf die technische Seite konzentrieren, so die Forderung von Waldemar Timm. Der Kienbaum- Geschaeftsfuehrer meint, dass eine etwa dreitaegige Schulung bereits ausreiche, damit der Teilnehmer eine AS/400 bedienen koenne. Viel wichtiger und aufwendiger sei es, die Ablaeufe in der Organisation mitzugestalten.

Anforderungen an den AS/400-Profi

Idealerweise solle der AS/400-Profi von der Anwenderseite kommen und fundierte technische Kenntnisse mitbringen. Gerade im Mittelstand, wo es keine eigenen Organisationsabteilungen gebe, duerfe sich die DV nicht auf ihre Systeme zurueckziehen, sondern muesse "in den Betrieb hineinwirken" und die Anwender kompetent beraten.

Mutsch hat hierzu ein Beispiel zur Hand: Seine Sekretaerinnen moechten von Officevision/400 auf Winword umsteigen. Nun sind die DV-Profis gerade dabei, zu untersuchen, ob und in welcher Form dieser Wechsel moeglich sei. "Wir muessen immer am Ball bleiben", so der Frankfurter DV-Leiter, denn die Anwender seien selbstbewusster geworden und warteten mit sehr konkreten Fragen zu neuen Produkten auf.

Damit die Konflikte zwischen DV und Fachabteilungen so reibungslos wie nur moeglich ablaufen, muessen Computerexperten auch ueber Selbstlern-Faehigkeit sowie Sozial- und Methodenkompetenz verfuegen.