Ready, Set, Go

Fliegender Start für Augmented Reality im Business

24.05.2017
Von 


Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.

Die Gretchenfragen

Was am Ende bleibt, ist aber naturgemäß auch die Skepsis, ob eine Technologie wirklich in der Lage ist, den gesamten Alltag derlei stark umzukrempeln. Theoretisch ist dies auch sicherlich möglich, die Akzeptanz in der Welt wird aber nicht in den Innovations- und Design-Laboren entschieden.

So gibt es einige Gestaltungskriterien, Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen, die für den Erfolg von Augmented Reality in der angedachten Breite von Bedeutung sein werden:

  • Uncanny Valley der AR? – Forscher haben herausgefunden, dass virtuelle Darstellungen, beispielsweise Comics, Roboter oder digitale Assistenten, einem gewissen Akzeptanzmuster unterliegen. Wird für einzelne Charaktere versucht, sie an menschliches Auftreten anzupassen und gelingt dies nicht vollständig, werden sie oft negativ - als abschreckend - wahrgenommen. Wird aber durch die Darstellung noch hinreichend deutlich, dass es sich um eine virtuelle Erscheinung handelt, sie dennoch eine kritische Schwelle der Realitätsnähe besitzt, ist die Akzeptanz ebenso sehr hoch. Wenn hingegen reale Menschen bzw. exakte virtuelle Abbilder menschlichen Auftretens gegenüberstehen, ist die Akzeptanz auf einem Höchstmaß. Dies könnte ebenso auf Augmented Reality zutreffen. Für eine bestmögliche User Experience sollte die erzeugte Umgebung sich also möglichst nah an diese Kriterien halten. Zusätzlich sind die Anforderungen an die Steuerung der Anwendung enorm hoch. Mit der Bewegung der Nutzer muss sich auch das Bild bewegen, um die realitätsgetreue Abbildung wahr werden zu lassen.

  • Rahmenbedingung Datenschutz – Das leidige Thema wird vermutlich auch in der Diskussion um Augmented Reality nicht ausbleiben. Massenhaft Daten sind notwendig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Doch wo kommen sie her, wem gehören sie und durch welche Rechtsräume bewegen sie sich? Wie können beispielsweise die Daten von Menschen, die an öffentlichen Orten durch Scanner und Kameras verfasst werden, so geschützt werden, dass die Persönlichkeitsrechte nicht verletzt werden? Auch im innerbetrieblichen Gebrauch ist die Haltung der Daten von hoher Bedeutung. Da meist hochkritische Informationen notwendig sind, die in den falschen Händen mehr als nur wettbewerbsschädigend sind, ist die Kritikalität ebenso hoch wie im Kundenkontakt.

  • Das Management-Ökosystem - Derzeit werden noch viele der bekannten Augmented Reality-Cases als Marketing-App oder Showcase genutzt. Schon dort ist es wichtig, die richtige Plattform für die Umsetzung zu wählen. Wenn aber die Menge an notwendigen Daten zunimmt und zusätzlich auch das notwendige Sicherheitsniveau steigt, müssen unter Umständen auch die Policies der Unternehmen Anwendung finden können. Ebenso muss die Plattform für Wachstum ausgelegt sein, um den Entwicklern beim Ausbau der AR-Architektur möglichst viele Freiheiten und wenig extra Aufwand zu gewährleisten. Auf der Ebene der Endgeräte haben die großen Player wie Apple, Samsung, Sony und Co. schon einen Vorsprung. Für die Software-Frameworks und Plattformen sind vor allem Startups und Industrie-Ausrüster gut gerüstet. Für das Management der Endpoints und deren Daten werden aber vor allem die bestehenden Anbieter im Ökosystem gefragt sein. So ist insbesondere ein Anbieter für Unified Endpoint Management ein guter Ansprechpartner. Denn wem es bereits erfolgreich gelingt, heterogene Endgeräte-Landschaften unter eine einheitliche Konsole mit einheitlichen Policies und User Experiences bereitzustellen, der kann auch in der Augmented Reality eine wichtige Rolle spielen.

Zum Abschluss bleibt es nach wie vor schwer zu prognostizieren, wie schnell und mit welchem Ausmaß Augmented Reality in den meisten Unternehmen ankommen wird. Sicher ist aber, dass sich die Lösungen und Einsatzzwecke noch weiter professionalisieren werden. Diejenigen Unternehmen, die sich heute schon mit ersten Use Cases und Marketing-Ideen ein Bild verschaffen können, sind weit voran. Frühzeitig integriert in die bestehende IT-Architektur kann die AR-Landschaft organisch und gezielt wachsen. (mb)