Fujitsu-Siemens als Generalunternehmer

Fiscus wird neues Leben eingehaucht

14.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Der bereits einmal gescheiterte Versuch, die Finanzämter mit einem bundesweit einheitlichen IT-System auszustatten, wurde neu gestartet. Dieses Mal soll es nicht die IBM schaffen, sondern Fujitsu-Siemens darf probieren, die Behörden-IT - ausgenommen die bayerische - schrittweise zu vereinheitlichen.

Seit 1989 arbeiten Bund und Länder an der Entwicklung eines bundesweit einheitlichen IT-Systems für die Finanzämter. Der dabei verfolgte Ansatz, eine Komplettlösung zu schaffen, die alle Anwendungsbereiche umfasst und nach Fertigstellung in allen 800 Finanzämtern implementiert wird, ging gründlich daneben (siehe CW 51/2001: "Fiscus-Projekt steht vor dem Scheitern").

Die daraufhin im März 2002 gegründete, vom Bund und allen Bundesländern mit Ausnahme Bayerns als Gesellschafter getragene Fiscus GmbH verfolgt daher einen anderen Ansatz. Laut Geschäftsführer Peter Bonerz konzentriert sich das Unternehmen auf die schrittweise Planung, Fertigung und den Rollout einzelner Fachanwendungen. Für die einzelnen Fachbereiche und Anforderungen liegt ein detaillierter Release-Plan vor. Dabei, so Bonerz, untersuche man auch die Situation in den einzelnen Ländern und starte mit den ersten Versionen dort, wo veraltete Systeme im Einsatz seien.

Vom gescheiterten Fiscus-Projekt habe die Gesellschaft einige Bausteine, zum Beispiel Fachkonzepte, übernehmen können, auf der technischen Basis habe man aber neu anfangen müssen, nachdem das Framework "San Francisco" von IBM weggebrochen war, und setze jetzt auf J2EE und offene Standards wie XML oder JDBC.

Oracle liefert Datenbanken

Die technische Plattform soll Fujitsu-Siemens liefern. In einem Kooperationsvertrag wurde nun ein Paket festgeschrieben, auf das sich alle beteiligten Gesellschafter der Fiscus GmbH geeinigt haben und das im Wesentlichen drei Bereiche umfasst. Fujitsu-Siemens liefert zu definierten Preisen die Komponenten wie Systemsoftware, Datenbanken, Dokumenten-Management-Systeme und Workflow-Engines, die zum Großteil von Drittanbietern bezogen werden. Die Datenbanken steuert beispielsweise Oracle bei. Daneben fungiert Fujitsu-Siemens als Systemintegrator, der die einzelnen Komponenten aufeinander abstimmt sowie für die Performance, Verfügbarkeit und Stabilität der Plattform sorgen soll. Außerdem übernimmt der Anbieter über seine lokalen Niederlassungen den Vertrieb, das Consulting und den Support für die technische Implementierung vor Ort.

Das Gesamtvolumen des Kooperationsvertrags umfasst 180 Millionen Euro, die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Die Summe enthält die Lizenzen und Kosten für Pflege, Wartung und Consulting-Leistungen, die jedoch gesondert von den Finanzbehörden der Länder in Auftrag gegeben werden. Durch den Kooperationsvertrag selbst fließen keine Gelder. (rg)