First Look: Ubuntu 7.10 Desktop Linux

22.11.2007
Die Linux-Distribution, Codename "Gutsy Gibbon", lässt sich einfach installierenund bringt eine Reihe zusätzlicher Multimedia-Funktionen mit.

Eine Linux-Distribution für den Betrieb von Websites oder Datenbanken auszuwählen ist einfach. Schon seit Jahren bietet das Betriebs-system für diese Einsatzgebiete ausgereifte Funktionen. Auf dem Desktop dagegen fristet Linux noch immer ein Nischendasein, was auch auf die für Laien oft schwierige Bedienbarkeit zurückführen ist. An diesem Punkt setzt Ubuntu an. Seit dem ersten Erschei-nen vor drei Jahren entwickelte sich die Distribution zu einem der erfolgreichsten quelloffenen Desktop-Betriebssysteme. Die CW-Schwesterpublikation "PC World" hat das jüngste Release Ubuntu 7.10, Codename Gutsy Gibbon, unter die Lupe genommen.

Fazit

Trotz einiger Kritikpunkte kann Ubuntu in der Version 7.10 einmal mehr als Benchmark in Sachen Linux-Desktops gelten. Fortgeschrittene Benutzer bekommen eine leistungsstarke und gut organisierte Linux-Distribution; Neulinge werden die übersichtliche Bedienoberfläche zu schätzen wissen.

Vereinfachte Installation

Wie schon in der Vorgängerversion fällt als Erstes der Installationsprozess von Ubuntu auf. Im Gegensatz etwa zu Open Suse 10.3 dient eine Live-CD als Distributionsmedium für Ubuntu. Von dort bootet das System zu einem vollständig ausgestatteten Linux-Desktop inklusive diverser Anwendungen. Nachdem der Nutzer getestet hat, ob das Betriebssystem die eigene Hardware unterstützt, reicht ein Doppelklick auf das Installer-Icon, um die Distribution aufzuspielen.

Während der Installation stellt das System nur wenige Fragen und bietet nur eine geringe Auswahl an Optionen an, eine der großen Stärken von Ubuntu. Im Vergleich zu einigen anderen Distributionen, die schon beim Installieren fast alles offerieren, was das System zu bieten hat, ist Ubuntu deutlich restriktiver eingestellt. Die Standardkonfiguration ist einfach und konsistent: Benutzer erhalten eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation und nur einen einzigen Movie Player. Alle anderen populären Linux-Anwendungen lassen sich später nachinstallieren. Dafür genügt ein Klick auf "Add/Remove" im Applications-Menü.

Alternativ zu einer klassischen Installation, die in der Regel die Neupartitionierung der Festplatte oder das Einrichten eines zusätzlichen Datenträgers erfordert, lässt sich Ubuntu 7.10 auch unter Windows als vorkonfigurierte virtuelle Maschine starten.

Multimedia

Aus patentrechtlichen Gründen galt die Unterstützung von Multi-media-Formaten wie MP3 oder DivX immer als Problem für freie Linux-Distributionen. In der Vergangenheit nutzte Ubuntu Script-Programme von Drittanbietern, um alle benötigten Content-Handler für Multimedia-Inhalte zu laden. Gutsy Gibbon bringt auch hier Erleichterungen: Benutzer können die erforderlichen Codecs mit einem Mausklick installieren, sobald sie das erste Mal eine nicht unterstützte Multimedia-Datei abspielen wollen. Das gilt auch für proprietäre Firefox-Plugins wie Adobe Flash Player. Tabu sind weiterhin Stücke aus Apples iTunes-Shop, die durch Digital-Rights-Management (DRM) geschützt sind.

3D-Grafik

Mit der 3D-Grafik-Engine Compiz Fusion können Anwender flatternde Fenster, transparente Terminals oder den rotierenden Desktop Cube anzeigen. Diese Option ist in Ubuntu 7.10 standardmäßig aktiviert. Benutzer mit weniger leistungsstarker Hardware können diese Funktionen abschalten. Ubuntu prüft zudem automatisch, ob die im Rechner befindliche Grafikkarte Compiz unterstützt, und schaltet ansonsten auf den herkömmlichen 2D-Desktop um.

Verbesserte Fonts

Vor allem Benutzer von Flachbildschirmen werden das verbesserte Rendering in Gutsy Gibbon schätzen. Die Ubuntu-Fonts sind jetzt vergleichbar mit denen des Apple-Betriebssystems Mac OS X, ein deutlicher Fortschritt gegenüber den oft kantigen Schrift-en älterer Linux-Desktops. Eine Ausnahme bildet das Büropaket OpenOffice.org. Aktiviert man die Option Subpixel Font Rendering, sehen die Schriftarten alles andere als attraktiv aus.

Schwächen

Trotz des neuesten Linux-Kernels hat Ubuntu 7.10 Schwächen in der Hardwareunterstützung. Als besonders problematisch erweist sich das Power Management; die Optionen Suspend und Resume funktionieren selten fehlerfrei. Auf der Habenseite zu verbuchen ist eine neue Management-Software, die das Konfigurieren von lokalen und Netzwerkdruckern vereinfacht. Eine andere Neuerung, die das Identifizieren von fehlerhaften Grafikkarten-Einstellungen erleichtern soll, bringt dagegen eher zusätzliche Probleme. Die Integration mit einem Windows-Netzwerk gestaltet sich in einigen kommerziellen Linux-Distributionen noch immer einfacher als mit Ubuntu.

(wh)