ConferenceCam CC3000e

First Look: Logitech Videokonferenzlösung

04.02.2014
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit der ConferenceCam CC3000e bringt Logitech eine Videokonferenz-Lösung für deutlich unter 1000 Euro auf den Markt. Beim First Look überzeugte die Logitech Cam durch den einfachen Aufbau sowie mit HD-Video und guter Sprachqualität.
Logitech bringt mit der ConferenceCam CC3000e ein portables Videokonferenzsystem für Gruppen mit bis zu zehn Personen auf den Markt.
Logitech bringt mit der ConferenceCam CC3000e ein portables Videokonferenzsystem für Gruppen mit bis zu zehn Personen auf den Markt.
Foto: Logitech

Eine einfach zu bedienende Videokonferenzlösung für Gruppen, die zudem noch portabel ist und deutlich unter 1000 Euro kostet? Werden dann noch hohe Anforderungen an die Videoqualität - etwa HD mit 1080p - gestellt, müssen Interessierte lange suchen. Logitech hat das Kunststück geschafft und mit der ConferenceCam CC3000e eine entsprechende Lösung für knapp 800 Euro vorgestellt, die für Videokonferenzen mit Gruppen von bis zu 10 Personen konzipiert ist. Allerdings musste Logitech durchaus etwas tiefer in die Trickkiste greifen, um diese Preismarke zu erreichen. So setzt die Lösung etwa einen Bildschirm voraus und der Anwender muss selbst für einen PC mit der entsprechenden Videoconferencing-Software sorgen. Als Software können etwa Microsoft Lync, Cisco Jabber, WebEx, LifeSize UVC Clearsea, Vidyo oder Skype eingesetzt werden.

Der Aufbau

Zumindest in Sachen Portabilität verspricht Logitech nicht zu viel: Der Aufbau des Systems ist kinderleicht, zumal auf dem zentralen Speakerphone - es dient gleichzeitig als Systemsteuerung - ein LCD-Display aktiv anzeigt welches Kabel wo einzustecken ist. Das System, das nur aus den drei Komponenten Kamera, Speakerphone und einem Hub besteht, lässt sich so schnell auf- und abbauen. Allerdings muss der Anwender in Sachen Kompatibilität eine Kröte schlucken: Logitech stattet sein System nur mit einem modernen HDMI-Anschluss für das Display aus. Gerade bei etwas in die Jahre gekommenen Besprechungsräumen kann dies zu Problemen führen, da hier häufig nur die PC-typischen VGA-Anschlüsse zu finden sind - der Anwender muss sich also um Adapter kümmern. Dafür entschädigt das Speakerphone mit Lärm- und Echoregulierung und bietet im Umkreis von sechs Metern omnidirektionalen Stereo- oder Monosound.

Rolle des Hubs

Das System besteht aus drei Komponenten: Der Kamera, eine Hub sowie einem Speakphone, das beim Transport auch als Aufnahme für die Fernbedienung dient.
Das System besteht aus drei Komponenten: Der Kamera, eine Hub sowie einem Speakphone, das beim Transport auch als Aufnahme für die Fernbedienung dient.
Foto: Logitech

Der Sinn und Zweck des angesprochenen Hubs erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Zumal hier nur die Stecker der einzelnen Geräte eingesteckt werden. Dabei ist die Idee eines Hubs im Zusammenhang mit einem Videokonferenzsystem durchaus clever, denn Logitech umschifft damit elegant die Grenzen des USB-Standards, der nur Kabel von bis zu 5 Metern Länge vorsieht, wenn keine aktiven Verstärkerkomponenten verbaut werden. Genau diese Verstärkerfunktion übernimmt der Hub, so dass der Anwender insgesamt auf zehn Meter Kabellänge zwischen Speakerphone und Videokamera zurückgreifen kann. Mit dieser Länge sollte sich das System in den meisten Besprechungsräumen vernünftig aufbauen lassen. Noch schöner hätten wir allerdings gefunden, wenn Logitech auf die Kabel verzichtet und eine Funklösung eingesetzt hätte. Dem hält aber Ziva Nissan, Senior B2B Video Product Managerin bei Logitech, entgegen, dass die Kamera dann eine extra Stromversorgung benötigt, also auch ein Kabel, und es zudem heute noch keine kostengünstige Funkverfahren gebe, um HD-Video inklusive Kamerasteuerungssignalen zu übertragen.

Die Kamera

Die Kamera selbst ist mit einer Carl-Zeiss-zertifizierter Linse sowie einem zehnfachen Zoom ausgestattet und vollführt ferngesteuert Kameraschwenks von bis zu 260 Grad. Auf diese Weise können in Konferenzschaltungen auch Details auf Flipcharts etc gut übertragen werden. Eine stimmsensitive Schwenkfunktion, bei der die Kamera dem jeweilig aktiven Sprecher automatisch folgt, sucht man in dieser Preisklasse leider vergeblich. Ein Trostpflaster diesbezüglich ist zumindest das 90 Grad Sichtfeld der Kamera. Positiv in Sachen Portabilität und Vielseitigkeit fiel uns zudem auf, dass die Kamera per Software auf 50 oder 60 Hertz Betriebsart eingestellt werden kann. Mit der passenden Einstellung wird so das störende Flickern der Raumbeleuchtung eliminiert.

Ein weiteres nettes Feature der Logitech-Lösung ist die Unterstützung von NFC. Mit Hilfe der Near Field Communication können so Bluetooth-Geräte wie Tablets oder Smartphone (iPhone- und iPad-User bleiben hier außen vor, da sich Apple bislang standhaft weigert, NFC zu unterstützen) einfach mit dem System gepairt werden, ohne lange Codes etc einzugeben. In einem kurzen praktischen Test in einem Raum mit Kunstlicht, der zudem auf zwei Seiten eine Fensterfront hatte, konnte die ConferenceCam CC300e mit ihrer Videoqualität überzeugen. Bedient wird das ganze System mit einer Fernbedienung, für die auf dem Speakerphone eine entsprechende Dock-Schale vorhanden ist

Fazit

Auf den ersten Blick riss das System den TelePresence verwöhnten Autor nicht vom Hocker. Zieht man allerdings ins Kalkül, dass wir hier von Systemen reden, die im Bereich von mehreren Hundertausenden Euros liegen und einen Raum fest belegen, sieht das Ergebnis schon wieder anders aus. Der Mehrwert des Logitech-Systems liegt eindeutig darin, dass es schnell in jeden beliebigen Besprechungsraum mitgenommen und mit wenigen Handgriffen aufgebaut werden kann -einzige Voraussetzung: Ein Bildschirm im Raum und ein Internet-Anschluss mit 6 Mbit/s Bandbreite im Downstream. Darüber, dass die ConferenceCam CC3000e keine eigene Conferencing- beziehungsweise Collaboration-Software mitbringt, kann man sicherlich streiten. Betrachtet man es positiv, so spricht für diese Entscheidung die Flexibilität: Der Anwender kann das System einfach in bereits vorhandene Lösungen einbinden. Und zum Schluss sollte der Preis nicht vergessen werden. Vernünftige Speakerphones für Audiokonferenzen kosten schnell 300 Euro aufwärts. Und Business-taugliche Full-HD-Kameras für die Videokonferenz am Desktop liegen bei rund 100 Euro. Unter dem Strich erhält der Anwender hier also für einen überschaubaren Aufpreis eine Lösung, die den Einstieg in die Videokommunikation mit Gruppen ermöglicht. Sicherlich kann das System nicht teureren Lösungen das Wasser reichen, dafür reden wir aber auch nicht über ein strategisches Investment. Für den verlangten Preis erfüllt das System die Erwartungen und überrascht durchaus mit Detaillösungen wie NFC oder Anpassung an 50 und 60 Hertz.