Berater kritisieren unsensibles Verhalten

Firmen reagieren selten auf E-Mail-Bewerbungen

14.04.2000
DÜSSELDORF (CW) - Viele Unternehmen fordern auf ihrer Homepage Job-Interessenten auf, sich per E-Mail zu bewerben. Nach Beobachtung der Axis Personal- und Organisationsberatung GmbH versacken Online-Bewerbungen jedoch auch bei renommierten Firmen häufig im Nichts.

Das Düsseldorfer Beratungshaus verschickte fingierte Bewerbungen und analysierte die Reaktionen. Hervorstechendes Resultat der Untersuchung: In fast einem Drittel der Fälle tat sich gar nichts - es gab keine Antwort auf die Bewerbung. Dabei hatten sich die Axis-Tester die "Top 500" der bundesdeutschen Unternehmen vorgenommen, weil sie hier am ehesten mit eingespielten Abläufen rechneten. Tatsächlich ist nach Beurteilung der Berater ein Internet-Auftritt in dieser Firmenklasse mittlerweile Standard: 88,2 Prozent der Unternehmen sind mit eigenen Seiten im Netz. Noch 1998 waren erst 56,9 Prozent der Top 500 im Internet präsent.

Von den untersuchten Firmen stellt knapp die Hälfte eigene Stellenangebote auf ihre Homepage. Die Reaktionen auf E-Mail-Bewerbungen sind indes laut Axis sehr unterschiedlich. Mal antworten die angeschriebenen Personalfachleute nach einem Tag via E-Mail (20,8 Prozent), ein anders Mal innerhalb der folgenden sechs Tage (31,5 Prozent). Via gelbe Post reagieren 10,7 Prozent innerhalb einer Woche. Doch die Tester erlebten auch dies: In 31,5 Prozent der Fälle bekamen sie keine Reaktion im Laufe einer Woche - nicht einmal eine briefliche Eingangsbestätigung. Bei weiteren 5,4 Prozent der Versuche war die angebotene E-Mail-Funktion nicht intakt, und die Bewerbung kam zurück.

Axis-Geschäftsführer Dieter Möllhoff schließt aus dem Test: "Das Internet wird für Bewerbungen immer noch schnell zum Bermuda-Dreieck." Es sei "erschreckend", wie wenig sensibel viele Firmen mit Bewerbungen umgingen. Zudem blieben enorme Chancen ungenutzt. Nicht zuletzt, so Möllhoff, "ist der Image-Schaden für viele Unternehmen erheblich".