Studie 4digital

Firmen gehen bei Digitalisierung strategischer vor

26.02.2018
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.
Unternehmen in Deutschland sind bei der Digitalisierung gespalten. Auf der einen Seite steigt die Zahl der Unternehmen, die bei der Digitalisierung strategisch vorgehen und ihre Projekte aufeinander abstimmen. Auf der anderen Seite steht ein Viertel digital erst am Anfang.
  • Die Zahl der Firmen steigt, die bei der Digitalisierung strategisch vorgehen und ihre zahlreichen Projekte aufeinander abstimmen.
  • Zwei Drittel der Unternehmen verfügen mittlerweile über eine Digitalisierungsstrategie.
  • Allerdings müssen die meisten Firmen noch an ihrer internen Organisation und Kultur feilen, um die Digitalisierung erfolgreich gestalten zu können.

Die schlechte Nachricht gleich am Anfang: Knapp 12 Prozent der befragten Firmen haben noch keine Digitalisierungsprojekte realisiert. Von den Firmen, die bereits an ihrer digitalen Transformation arbeiten, stecken die Projekte bei 13 Prozent noch in den frühen Anfängen. Das heißt: Rund ein Viertel der befragten Unternehmen hat noch großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie 4digital, die zu den Hamburger IT-Strategietagen in Kooperation mit CA und Oliver Wyman durchgeführt wurde. Dafür befragte IDG Research Services 304 Entscheider aus der DACH-Region

Gibt es in Ihrem Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie?
Gibt es in Ihrem Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie?
Foto: IDG

Grundsätzlich geht es aber voran mit der Digitalisierung in deutschen Firmen. Denn die Zahl der Firmen steigt, die bei der Digitalisierung strategisch vorgehen und ihre zahlreichen Projekte aufeinander abstimmen - von 34 Prozent im letzten Jahr auf aktuell 41 Prozent. Vorreiter sind vor allem große Unternehmen. Während nur 35 Prozent der kleinen Unternehmen ihre Digitalisierungsprojekte aufeinander abstimmen, sind es bei den Firmen zwischen 5.000 und 9.999 Mitarbeitern 58 Prozent, bei Firmen ab 10.000 Angestellten 44 Prozent.

Und immerhin 67 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 60 Prozent) verfügen mittlerweile über eine Digitalisierungsstrategie. 31 Prozent davon haben diese Strategie sogar bis ins Detail ausgearbeitet. Auch hier liegen die großen Firmen vorne, Handlungsbedarf besteht vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen. Auffällig sind zudem die Unterschiede zwischen den Rollen im Unternehmen bei der Bewertung der Digitalisierung. CIOs und IT-Leiter sehen ihr Unternehmen grundsätzlich besser digital aufgestellt als die Geschäftsführung oder die CEOs.

Silodenken überwinden

Die meisten Firmen müssen noch an ihrer internen Organisation und Kultur feilen, um die Digitalisierung erfolgreich gestalten zu können. Zwei Drittel der Unternehmen (68 Prozent) erachten bereichsübergreifendes Denken insbesondere im Sinne einer Überwindung von Silos als sehr wichtig oder wichtig für die digitale Transformation. Sehr hoch sind hier die Ergebnisse bei den CIOs (76 Prozent), IT-Leitern (75 Prozent) und den großen Unternehmen ab 10.000 Mitarbeitern (74 Prozent).

Nicht weniger bedeutend ist die vernetzte Kommunikation zwischen den einzelnen Fachabteilungen und der Geschäftsführung (67 Prozent). Jeweils 63 Prozent der Firmen sehen eine flexible Organisation sowie eine angemessene Fehlerkultur als wichtig bis sehr wichtig an. An der Umsetzung dieser Werte müssen die befragten Unternehmen allerdings noch arbeiten. Auf einer Skala von 1-6 kommt nur das Element "Vernetzte Kommunikation" sehr knapp auf die Note "Gut" (2,47).

Fehlende Skills bei den Mitarbeitern

Ansetzen müssen die Firmen auch bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Die Studie zeigt, dass fehlende Digitalisierungs-Skills (39 Prozent) und mangelndes Bewusstsein bei den einzelnen Mitarbeitern (34 Prozent) die wichtigsten organisatorischen Hemmnisse auf dem Weg in die digitale Transformation bilden. Überdurchschnittlich hoch ist hier der Wert in der IT-Abteilung (55 Prozent). Das zeigt: Die richtigen (IT-)Mitarbeiter gelten als wichtiger Erfolgsfaktor. Auf dem dritten Platz bei den organisatorischen Hürden liegt eine starre, unflexible IT-Infrastruktur mit 31 Prozent. Überraschend nennen nur 26 Prozent der Firmen unzureichende Budgets als Hemmschuh für die Digitalisierung an.

Welche organisatorischen Hindernisse ergeben sich auf dem Weg in die digitale Transformation Ihres Unternehmens?
Welche organisatorischen Hindernisse ergeben sich auf dem Weg in die digitale Transformation Ihres Unternehmens?
Foto: IDG

Die Komplexität des Themas stellt im Rahmen der Digitalisierung die größte technische Herausforderung für Unternehmen dar (34 Prozent), gefolgt von Security-Themen. 31 Prozent der Firmen sorgen sich um Datensicherheit / Disaster Recovery, 27 Prozent sehen digitale Projekte als neues Einfallstor für DDoS- oder Hacker-Angriffe. Auch das Thema IT-Systeme mit veralteten Betriebssystemen ohne Patch-Möglichkeit (20 Prozent) fällt in diesen Bereich.

Agile Entwicklung und Kunden im Mittelpunkt

Ein weiterer Erfolgsfaktor für die Digitalisierung ist die Geschwindigkeit, in der neue Produkte und Services auf den Markt kommen. Hier befinden sich die befragten Unternehmen auf einem guten Weg. Denn die agile Entwicklung bleibt weiterhin Methode Nummer 1, um neue digitale Anwendungen möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Zudem hat DevOps erheblich an Bedeutung gewonnen. Dieser Ansatz sorgt durch eine enge Verzahnung von IT-Entwicklung und -Betrieb ebenfalls dafür, dass Firmen ihre Anwendungen schneller bereitstellen können.

Welche der genannten Methoden und Ansätze haben sich in Ihrer unternehmerischen Praxis etabliert?
Welche der genannten Methoden und Ansätze haben sich in Ihrer unternehmerischen Praxis etabliert?
Foto: IDG

53 Prozent der Unternehmen glauben, dass sie ihre IT künftig dynamischer und flexibler gestalten müssen, um für die neuen Anforderungen gewappnet zu sein. Noch wichtiger ist ihnen die Digitalisierung der Kundenbeziehung (62 Prozent). Dieser stärker kundenzentrierte Ansatz bildet eine gute Basis für die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Geschäftsmodelle sowie die Erschließung neuer Kundengruppen - und damit für den künftigen Erfolg.

Chef-Etage treibt Innovationen

Die Initiative für die Einführung neuer Methoden und Management-Ansätze geht dabei in der Hälfte der Unternehmen von der Geschäftsführung aus. Auch die IT-Abteilung in Person des IT-Leiters (37 Prozent) und CIOs (32 Prozent) spielt eine wichtige Rolle als Treiber von neuen Ansätzen. Die Leiter von Fachbereichen wie Marketing oder Vertrieb sorgen in einem Fünftel der Firmen für Innovationen. Ähnlich verteilt sind die Werte bei den Befugnissen für die Entscheidung über die Einführung neuer Ansätze. Auch hier hat der Geschäftsführer in den meisten Firmen das letzte Wort (54 Prozent), gefolgt vom IT-Leiter (32 Prozent) oder CIO (29 Prozent).

Damit die CEOs und ihre Managerkollegen ihre Firma erfolgreich durch die Digitalisierung führen können, sollten sie strategisch planen können und technisches Verständnis besitzen. 61 Prozent der Befragten sehen strategische Planung als wichtigste Fähigkeit, 60 Prozent technisches Verständnis. Knapp die Hälfte der Firmen (49 Prozent) ist der Meinung, dass die Manager aus dem C-Level für die erfolgreiche Digitalisierung auch eine Affinität zum Internet mitbringen sollten.

Jeweils ein Drittel der Firmen erwarten von ihren obersten Führungskräften eine strikte Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden sowie Change-Management-Skills. Erstaunlich gering gewichten die befragten Unternehmen die Risikobereitschaft (24 Prozent) ihrer Leader als Erfolgsfaktor für die Digitalisierung.

Die komplette Studie 4digital erhalten Sie auch in unserem Studienshop.

Die Studie 4digital wird auch auf den Hamburger IT-Strategietagen am 22. und 23. Februar auf der Bühne präsentiert.