Fingerabdruck statt EC-Karte

05.04.2005
Edeka testet Lastschriftverfahren per Fingerscann.

"Vergessen Sie PIN, Bargeld und Bankkarten." So will der Edeka-Lebensmittelmarkt Fitterer im rheinland-pfälzischen Rülzheim seine Kunden von den Vorteilen eines neuen Bezahlsystems überzeugen. Anstatt in der Geldbörse nach Kleingeld zu kramen, legt der Kunde lediglich einen Finger auf einen Scanner und kann sich dann ans Einpacken machen. Bevor Kunden diesen Dienst in Anspruch nehmen können, müssen sie sich registrieren lassen und dabei einen Fingerabdruck hinterlegen sowie dem Lastschriftverfahren zustimmen.

Edeka nutzt das von dem Unternehmen IT-Werke entwickelte System "Digiproof". Technisch wird bei der Erfassung der Fingerabdruck in ein Punktmuster zerlegt, welches zusammen mit den Kontodaten des Kunden verschlüsselt abgespeichert wird. Beim Einkauf vergleicht die Lösung, ob sich aus dem aufgelegten Finger ein identisches Muster erzeugen lässt. Bei Übereinstimmung gilt die Zahlung als autorisiert, und die Rechnungsdaten werden für die Transaktion an die jeweilige Hausbank übermittelt, der Rechnungsbetrag wird vom Girokonto des Kunden abgebucht.

Da die Lösung die Fingerabdrücke nicht als Bilddatei speichert, lässt sich laut Ulrich Kipper, Geschäftsführer von IT-Werke, vermeiden, dass der Orginal-Fingerabdruck reproduziert werden kann. Dadurch sei das System aus datenschutzrechtlicher Sicht völlig unproblematisch.

Bezahlvorgang stark verkürzt

Dies sehen Verbraucherschützer naturgemäß anders. Sie bemängeln den fehlenden rechtlichen Rahmen für den Einsatz biometrischer Verfahren im Verbraucheralltag. Für Roland Fitterer, Mitinhaber und Geschäftsführer der Rülzheimer Edeka-Filiale, zählen die Vorteile. So habe sich der Bezahlvorgang mittels Digiproof von durchschnittlich 50 Sekunden auf zwei Sekunden verkürzt.

Im Rülzheimer Edika-Markt sind neben dem Erfassungsterminal für die Registrierung sieben Kassen mit dem Digiproof-Client ausgestattet und mit einem Server verbunden. Kipper zufolge kostet ein Kassenclient 2100 Euro, die Server-Lizenz schlägt mit rund 4000 Euro zu Buche. Je nach Kundenaufkommen amortisierten sich die Ausgaben für das komplette System in acht bis elf Monaten.

Geschäftsmann Fitterer rechnet mit einer Nutzungsquote von 15 Prozent des gesamten Zahlungsaufkommens. Edeka-Südwest will in einer dreimonatigen Testphase die Technik und Kundenreaktionen prüfen und dann über den weiteren Ausbau entscheiden. Laut Kipper kommt die Lösung bei den Kunden gut an. Nach wenigen Wochen nutzten bereits mehr als zehn Prozent der Einkaufenden das Bezahlsystem. (rg)