Trotz Fachkräftemangel

Finanzkrise gefährdet IT-Jobs

17.10.2008
Von Hadi Stiel

"Schon vor der Finanzkrise setzte die Konsolidierung im IT-Markt in großem Maßstab Spezialisten frei", beurteilt Winfried Materna, Geschäftsführer von Materna, die Lage. "Bei IT-Wachstumsraten zwischen drei und vier Prozent haben andere Nachfrager, vor allem mittelständische Anbieter und Anwender, die frei werdenden Arbeitskräfte bereitwillig aufgenommen." Deshalb hielt der Spezialistenmangel an. Lasse jetzt der IT-Markt nach, werde sich dieser Mangel deutlich abschwächen. "Dadurch", so Materna, "könnte sich die Zahl der freien IT-Profis bald und schnell vergrößern."

Trend zu Zeitverträgen

Materna warnt davor, IT-Spezialisten übereilt zu entlassen. "Die Firmen sollten diesmal überlegter und vorausschauend handeln, um die unruhigen Gewässer erfolgreich zu durchqueren und ihre Geschäftsinteressen langfristig zu wahren", fordert er. Die Chancen dafür sind aber eher gering. "Solange die Börsen eine kurzfristige Gewinnmaximierung honorieren und Personalabbau beklatschen, werden sich Entlassungen im großen Stil wiederholen", befürchtet Mathias Hein, freier IT-Berater in Neuburg an der Donau. "Viele Mitarbeiter werden so wahrscheinlich wieder gehen müssen." Der verstärkte Trend zu Zeitverträgen könnte den personellen Kehraus verstärken. Die Arbeitgeber müssen diesmal mit weniger sozialen Verbindlichkeiten und damit Kosten rechnen.

Konsolidierung bei IT-Herstellern

IDC-Marktforscher Benner geht davon aus, dass sich die IT-Industrie in Deutschland im zweiten Halbjahr in einigen Branchen deutlich abschwächen wird. Er macht dafür verschlechterte Rahmenbedingungen verantwortlich. Insbesondere im Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie in der Industrie - dazu gehört auch der IT-Bereich - wird sich laut der IDC-Studie die Lage eintrüben. Mit höheren IT-Ausgaben sei nur noch im Gesundheitswesen, bei den Energieversorgern und der öffentlichen Hand zu rechnen. Dabei ist die Erhebung längst nicht mehr aktuell. "Eigentlich müssten wir aufgrund der Ereignisse noch mal nachfassen, um die reale Marktsituation widerzuspiegeln", räumt Benner ein.