Tipps für Hightech-Gründer

Finanzierung von IT-Unternehmen durch Venture Capital

16.01.2014
Von 


Dr. Jochen Haller studierte BWL an der Uni Mannheim. Er besitzt über 10 Jahre Erfahrung in der IT-Branche in den Bereichen Corporate Development, Business Development und Sales. Als Sales Executive bei der Siemens Industry Software GmbH ist er für die Kundengewinnung und -betreuung verantwortlich.
Banken tun sich schwer, wenn es um die Finanzierung von Hightech-Firmen geht, deshalb bietet sich Risikokapital als Alternative an. Auch hier gilt es, einige Hürden zu nehmen

Die Sicherung der Unternehmensfinanzierung stellt für IT-Unternehmen eine große Herausforderung dar. Die Finanzierung durch Bankdarlehen scheitert meist an unzureichenden Sicherheiten (Stichwort: IP) und fehlenden Branchenkenntnissen der Banken. Daher scheidet eine Fremdfinanzierung in aller Regel aus. Auch Fördermittel lösen das Problem nur teilweise, da diese grundsätzlich Eigenmittel voraussetzen und in der Regel das Hausbankprinzip gilt. Verschärft wird das Problem oft dadurch, dass gerade bei starkem Wachstum der Kapitalbedarf besonders hoch ist.

In den meisten Fällen ist daher eine Stärkung der Eigenkapitalbasis durch Risikokapital (Venture Capital) zwingend notwendig. In dem Zusammenhang sind insbesondere Privatinvestoren beziehungsweise Business Angels, Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften sowie Family Offices als potenzielle Investoren zu nennen. Diese stellen Venture Capital zur Verfügung und erhalten im Gegenzug Unternehmensanteile. Investoren stellen an Unternehmen jedoch hohe Anforderungen. Grundsätzlich benötigt man hierfür einen ausgereiften Business- und Finanzplan. Die wichtigsten Entscheidungskriterien für Venture Capital-Geber sind vor allem ein attraktives Geschäftsmodell sowie ein überzeugendes Management-Team.

Die Investorensuche ist für Unternehmen in der Praxis daher äußerst schwierig und aufwändig. Zunächst muss ein umfassender Business- und Finanzplan erstellt werden. Bereits hieran scheitern viele Unternehmen, da sie in der Regel nicht wissen, auf welche Punkte Investoren wirklich Wert legen. Auch kostenfreie Beratungsangebote (z.B. von IHKs) und Berater, die nicht in der Venture Capital-Branche zu Hause sind (wie z.B. Steuerberater), helfen hier nicht weiter, da ihnen die notwendige Praxiserfahrung fehlt.

Ist der Business- und Finanzplan erstellt, müssen passende Investoren identifiziert und angesprochen werden. Typische Suchkriterien sind der Branchenfokus, die Entwicklungsphase des Unternehmens, die Höhe des Kapitalbedarfs sowie der geographische Fokus. Hierbei stehen kapitalsuchende Unternehmen vor der Herausforderung, dass viele Investoren schlicht nicht identifiziert werden können. Während Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften öffentlich auftreten, ist dies bei Privatinvestoren und Family Offices typischerweise nicht der Fall. Verbände wie der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) schaffen zwar ein wenig Transparenz, bilden aber nur einen Bruchteil des gesamten Marktes ab. So vereint BAND nach eigenen Angaben rund 1.600 Business Angels. Im Vergleich dazu geht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Deutschland von ca. 5.000 Business Angels aus.

Wurden potentielle Investoren identifiziert und angesprochen, so sind die Kontakte anschließend auch entsprechend nachzuhalten. Dies macht den Prozess der Kapitalsuche zeit- und somit kostenintensiv. Hinzu kommt, dass kapitalsuchende Unternehmen oft nicht über das notwendige Know-how für eine professionelle Investorenansprache verfügen. Dies zeigt sich regelmäßig an Businessplänen, die willkürlich an potenzielle Investoren per Massen-Email (häufig mit offenem Verteiler) verschickt werden. Insgesamt stellt somit die Kapitalsuche auf eigene Faust für das Unternehmen einen immensen Kraftakt dar, dessen Ressourcen meist besser im Unternehmensaufbau investiert wären.

Eine Alternative zur Kapitalsuche auf eigene Faust bietet die Unterstützung eines auf Venture Capital-Finanzierungen spezialisierten Beraters. Durch sein Know-how bzw. seine Erfahrung sowie durch die entsprechenden Investorenkontakte nimmt er dem kapitalsuchenden Unternehmen eine Menge Arbeit ab. Daneben steigert der Einsatz eines geeigneten Beraters die Erfolgschancen auf eine Venture Capital-Finanzierung erheblich. Zwar gibt es keine offizielle Statistik, jedoch gehen seriöse Schätzungen (u.a. des BVK) bei einer Venture Capital-Finanzierung von einer Erfolgswahrscheinlichkeit im unteren einstelligen Prozentbereich aus. Kompetente Berater liegen hier deutlich im zweistelligen Prozentbereich.

Natürlich hat die Unterstützung durch einen qualifizierten Berater seinen Preis. Denn sie verfügen neben einer fundierten akademischen Ausbildung über jahrelange Berufserfahrung bei einem Venture Capital-Geber und/oder waren selbst unternehmerisch tätig. Daneben sind auch der Aufbau und die Pflege eines entsprechenden Investorennetzwerkes für den Berater mit großem Aufwand verbunden. Je besser der Berater sein Investorennetzwerk kennt und intensiver er dieses pflegt, desto höher ist tendenziell die Finanzierungswahrscheinlichkeit. Wenn Investoren nämlich einer sogenannten Dealflow-Quelle vertrauen, dann werden die Finanzierungsgesuche aufmerksamer geprüft. Hier sind Unternehmen, die von einem Berater mit guter Reputation im Markt vertreten werden, eindeutig im Vorteil. Daher ist diese Aufgabe des Beraters in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen.

Wie erkennt man als kapitalsuchende Unternehmen nun einen qualifizierten Berater? Neben formaler Qualifikation und relevanter Berufserfahrung sind die Referenzen erfolgreicher Finanzierungen (sog. Track Record) ein wichtiges Qualitätskriterium. Auch sollte man allgemeine Kriterien prüfen: Ist der Berater gut zu erreichen? Ist er zuverlässig? Besitzt sein Unternehmen eine reguläre Geschäftsadresse und eine geläufige Gesellschaftsform (z.B. GmbH oder AG)? Spricht der Berater offen vorab über die Kosten? Schlussendlich ist natürlich auch der Preis selbst ein Qualitätskriterium. So ist es unter Brancheninsidern ein offenes Geheimnis, dass auf Basis einer rein erfolgsabhängigen Vergütung dauerhaft keine qualitativ hochwertigen Dienstleistungen erbracht werden können. Da es für Berater keine formalen Zugangsvoraussetzungen gibt, tummeln sich hier leider eine Menge schwarzer Schafe. Somit fällt der Wahl des richtigen Beraters eine große Bedeutung zu.

Die obigen Ausführungen zeigen, dass Venture Capital ein wichtiges Element des Finanzierungsmixes bei IT-Unternehmen ist. Einen Venture Capital-Investor zu finden ist allerdings ein nerven- und zeitraubender Kraftakt, der ohne professionelle Unterstützung häufig nicht gelingt. Abhilfe schaffen auf Venture Capital-Finanzierungen spezialisierte Berater. Zwar hat der Einsatz dieser Experten seinen Preis; der richtige Berater spart jedoch sehr viel Zeit und steigert auch deutlich die Erfolgswahrscheinlichkeit. Aufgrund des unübersichtlichen Markts ist die Auswahl des richtigen Beraters eine Herausforderung. Hierbei sollte man nicht vorwiegend auf den Preis, sondern vielmehr auf die Qualität des Beraters achten, denn es besteht in der Regel ein positiver Zusammenhang zwischen Preis und Qualität. So bieten Experten auf diesem Gebiet ihre Leistungen grundsätzlich nicht rein erfolgsbasiert an.