Finanzdienstleister und SW-Haeuser suchen noch am ehesten Mitarbeiter Hessische Betriebe etablieren sich als neue DV-Arbeitgeber

05.11.1993

HAMBURG (CW) - Deutliche regionale Unterschiede zeigen die Ergebnisse der Stellenmarktauswertung fuer DV-Spezialisten in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Waehrend in Hessen laut EMC- Untersuchung jede siebte Offerte fuer Fach- und Fuehrungskraefte einem DV-Profi galt, findet man in Sachsen erst nach durchschnittlich 37 Anzeigen eine Ausschreibung fuer einen Computerjob.

Insgesamt betrafen von den nahezu 100 000 untersuchten Stellenangeboten in den erfassten 33 west- und ostdeutschen Zeitungen mehr als 8000 ausdruecklich Aufgaben im DV-Bereich. Die Offerten fuer DV-Kernberufe erreichten somit in der gesamten Bundesrepublik 8,4 Prozent vom Gesamtangebot fuer Manager und Spezialisten.

Dass die hessischen Betriebe die meisten DV-Spezialisten suchen, erklaert sich in erster Linie aus der Branchenstruktur der Finanz- und High-Tech-Metropole Frankfurt. Waehrend naemlich im landesweiten Durchschnitt der Anteil der Stelleninserate in der Elektronikindustrie und den Software- und Systemhaeusern einschliesslich der DV- und Organisationsberater zusammen sechs Prozent betraegt, erreicht er in Hessen immerhin knapp zehn Prozent, eine Quote, die nur noch von Bayern mit 10,3 Prozent uebertroffen wird.

Hessen ragt mit seinem Banken- und Versicherungsplatz Frankfurt zusaetzlich als DV-beguenstigt hervor, rangieren doch die Finanzdienstleister nach den Soft- und Hardwareproduzenten auf Platz zwei der Nachfrager nach DV-Know-how. Von saemtlichen Angeboten aus Hessen stammen 20 Prozent von Banken und Versicherungen.

Im Durchschnitt der gesamten Bundesrepublik erreichten die Finanzdienstleistungen demgegenueber elf Prozent vom Gesamtstellenangebot fuer Fach- und Fuehrungskraefte. Waehrend das Kredit- und Versicherungsgewerbe in den Stellenanzeigen schwerpunktmaessig Systemanalytiker und Organisatoren anspricht, suchen die DV-Beratungsunternehmen verstaerkt Software- und Systemingenieure und in hohem Masse (32 Prozent) DV- Vertriebsprofis.

Hamburg verdankt seine exponierte Stellung als Anbieter von DV- Jobs zum einen den Versicherungen, die nahezu acht Prozent aller Stellenausschreibungen in der Hansestadt schalten und einen aehnlichen Bedarf an DV-Know-how aufweisen wie das Kreditgewerbe.

Zum anderen benoetigen die Verlage, die in der Medienstadt Hamburg einen ueberdurchschnittlich hohen Anteil des Stellenmarkts fuer Manager und Spezialisten einnehmen, insbesondere zur Systementwicklung und -pflege ihrer Anlagen qualifiziertes Computerpersonal.

Im Vergleich zu Hamburg erreicht Berlin einen hinteren Platz auf der Rangskala der DV-Stellenanbieter. Das haengt sicher mit den unterschiedlichen Strukturen innerhalb der alten und neuen Metropole zusammen. Die Entwicklung im Ostteil der Stadt ist vergleichbar mit der in den neuen Bundeslaendern, wo die Nachfrage nach DV-Spezialisten weitaus schwaecher ist als in Westdeutschland.

Innerhalb der neuen Laender verteilt sich das schmale Angebot fuer DV-Fachpersonal auf Sachsen (45 Prozent), Brandenburg (20 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (14 Prozent), Sachsen-Anhalt (13 Prozent) und Thueringen (acht Prozent).

Gruende fuer den geringen Bedarf an DV-Spezialisten in den neuen Laendern sieht Berater Wolfgang Strippgen von "3N EDV-Ideen ... und mehr" vor allem in der Personalbeschaffungspolitik der etablierten Betriebe aus dem alten Bundesgebiet: "Westdeutsche Unternehmen, die ihre geschaeftlichen Taetigkeiten auf die neuen Laender ausgedehnt haben, setzen fuer ihre dortigen DV-Projekte fast ausschliesslich ihr im Westen vorhandenes DV-Stammpersonal ein." Im Zweifelsfall engagierten sie externe Berater, um so den kurzfristigen Spitzenbedarf fuer die Schaffung von DV- Infrastrukturen in ihren neuen Zweigniederlassungen und zugekauften Werken abzudecken. Zur Situation der eigenstaendigen Betriebe in den neuen Bundeslaendern meint Strippgen: "Ostdeutsche Unternehmen, die unter der Regie der Treuhand vorwiegend damit beschaeftigt waren, Sanierungskonzepte umzusetzen, um am Markt zu ueberleben, werden selten in der Lage sein, zusaetzliches DV- Personal zu beschaeftigen." Sie wuerden, so sie ueberhaupt neue DV- Projekte verwirklichen, auf vorhandenes Personal zurueckgreifen.

Ein deutliches West-Ost-Gefaelle kennzeichnet das Stellenangebot fuer DV-Jobs.