Finanzakademie zieht Vorstandsmitglieder aus Toechterunternehmen zurueck Gesellschafter einigen sich auf Abberufung von CDI-Chef

15.12.1995

MUENCHEN (hk) - Das DV-Schulungsinstitut CDI ist einen weiteren Geschaeftsfuehrer los. Der fuer den Vertrieb zustaendige Karl Prinz von Thurn und Taxis wurde auf einer Gesellschafterversammlung einstimmig mit sofortiger Wirkung abberufen.

Erst im Oktober erreichte die Mitarbeitergesellschaft, die an CDI mit 15 Prozent beteiligt ist, die Abberufung des Geschaeftsfuehrers Gernot Wappenhans per Gerichtsbeschluss (vgl. CW Nr. 42 vom 20. Oktober 1995, Seite 2: "Geschaeftsfuehrer Wappenhans per Gerichtsbeschluss abgesetzt"). Wappenhans wollte erst die Urteilsbegruendung abwarten und dann gehen. Das Urteil ist mittlerweile rechtskraeftig. Ein entscheidender Grund fuer die Zulaessigkeit der Abberufung war nach Auffassung des Gerichts die ueberhoehte Management-Abgabe, die die Deutsche Private Finanzakademie AG, Muenchen, von CDI kassierte.

Die Finanzakademie als CDI-Mehrheitseigentuemer legt Wert auf die Feststellung, dass sie es war, die die Abberufung des Prinzen auf die Tagesordnung setzte. Man wolle kuenftig, so Guenter Hoenig, verantwortlich fuer Sanierungsaufgaben beim Mehrheitseigner, kein Holding-Vorstandsmitglied mehr als Geschaeftsfuehrer in einer Tochtergesellschaft einsetzen.

Management-Abgabenoch nicht vom Tisch

Ueber das Ausscheiden von Thurn und Taxis waren sich der Mehrheitseigentuemer und die Mitarbeiterbeteiligungs-Gesellschaft EFA schnell einig gewesen. Weniger reibungslos dagegen laeuft die Diskussion ueber die sogenannte Management-Abgabe. CDI zahlte unter dieser Bezeichnung bis zum November an die Finanzakademie einen Betrag von monatlich zirka 100000 bis 150000 Mark. Diese Regelung lehnt die Mitarbeitergesellschaft grundsaetzlich ab. Bei solchen Vertraegen ist laut EFA-Geschaeftsfuehrer Bruno Fuchs der Missbrauch programmiert. Fuer die EFA sei nur die Bezahlung von Leistungen nach Bedarf und Aufwand akzeptabel.

In der letzten Gesellschafterversammlung habe man sich nun laut Hoenig darauf geeinigt, dass intern die Leistungen fuer das abgelaufene Jahr bewertet werden sollen. Kommt es zu keiner Einigung, werde ein unabhaengiger Gutachter eingesetzt. Es kursieren aber auch Geruechte im Umfeld des Unternehmens, die besagen, dass sich ein weniger friedlicher Ausgang ergeben kann: Sollte auf der naechsten Gesellschafterversammlung am 19. Dezember 1995 keine grundsaetzliche Bereinigung gelingen, werde die Einziehung der Finanzakademie-Anteile durch die EFA erfolgen. Fuchs moechte dazu vor der naechsten Versammlung nichts sagen.

Die Zahl der Mitarbeiter, die sich am Unternehmen beteiligen moechten, steigt. Mittlerweile sind es rund 30, die in die EFA eintreten wollen. Derzeit gehoeren schon 47 Gesellschafter zur EFA. Damit liessen sich, so hofft Fuchs, weitere CDI-Anteile von der Finanzakademie erwerben und das Stammkapital der CDI erhoehen, um zusaetzliche Investitionen zu taetigen.

Hoenig hat von den Geruechten um den CDI-Verkauf gehoert, kann sie aber nicht ernst nehmen. Seine Aussage laesst an Deutlichkeit nichts zu wuenschen "Wir trennen uns nicht von CDI", und auch Anteile gedenke er nicht zu verkaufen.

CDI-Geschaeftsfuehrer Juergen Stehle wuenscht sich eine schnelle Einigung der Kontrahenten, jeder Streit koenne die Gesundung des Unternehmens nur beeintraechtigen. Das Geschaeft laufe naemlich gut, und nun komme es darauf an, neue Investionen zu taetigen. Fuer Anfang naechsten Jahres ist der Kauf von 1000 Pentium-Rechnern geplant. Darueber hinaus soll das SAP-Schulungs- und das Firmenkundengeschaeft intensiviert werden.