Fiducia und GAD verhandeln über einen Schulterschluss

22.12.2005
Die Vorstände der letzten zwei genossenschaftlichen Rechenzentralen in Deutschland führen Sondierungsgespräche.

Die Fiducia IT AG, Karlsruhe, und die GAD eG, Münster, streben einen Zusammenschluss an. Der offiziellen Darstellung zufolge werden die Gespräche ergebnisoffen geführt, doch eine Fusion der beiden Unternehmen, die sich jeweils im Besitz der Volks- und Raiffeisenbanken befinden, ist für das Jahr 2008 zu erwarten. Damit würde die Konsolidierung unter den genossenschaftlichen IT-Dienstleistern ein Ende finden. In den vergangenen 15 Jahren reduzierte sich die Zahl der Anbieter von elf auf die bislang verbliebenen zwei Akteure.

Beide Unternehmen haben an der bisherigen Marktbereinigung selbst aktiv mitgewirkt. Die GAD verleibte sich 1997 die GFI ein, die aus den regionalen Rechenzentren in Köln und Koblenz hervorgegangen war. Im Jahr 2001 übernahm GAD die GRZ aus Lehrte bei Hannover. Heute betreut die GAD mit rund 1300 Mitarbeitern 490 Volks- und Raiffeisenbanken in Nord- und Westdeutschland. Die Fiducia weitete ihre Geschäfte aus, indem sie 1998 die Kasseler GRK, 2001 die RWG aus Stuttgart und 2003 die RGB aus München schluckte. Der IT-Dienstleister beschäftigt rund 3400 Mitarbeiter und versorgt 850 Banken in Süd- und Ostdeutschland mit IT-Diensten. Eigentümer beider Betreibergesellschaften sind die jeweiligen Volks- und Raiffeisenbanken.

Bereits Anfang 2004 dachte Anno Lederer, Vorstandsvorsitzender der GAD, öffentlich über eine Fusion seines Unternehmens mit der Fiducia nach. Michael Krings, Vorstandsvorsitzender der Fiducia, führte im August 2004 in einem Gespräch mit der computerwoche dieses Gedankenspiel fort. "Ich gehe davon aus, dass es in fünf Jahren nur noch einen IT-Anbieter im genossenschaftlichen Bereich geben wird. Außerdem werden die drei Bankensegmente in Deutschland durchlässiger", sagte er damals.

Den Verhandlungspartnern zufolge stehen verbundpolitische und strategische Vorteile im Mittelpunkt der Fusionsüberlegungen. Erst in zweiter Linie seien langfristige Synergieeffekte zu erwarten, heißt es in einer Mitteilung. Grundlage für die weiteren Schritte sei aber ein partnerschaftlicher Zusammenschluss im Rahmen einer neu zu schaffenden Unternehmensgruppe, die dann bundesweit für alle Volks- und Raiffeisenbanken zuständig sein soll. Für den weiteren Prozess ständen die Stabilität, die Vermeidung von Risiken sowie der Abschluss der aktuellen strategischen Projekte im Vordergrund.

Kräfte bündeln

Die beiden IT-Dienstleister arbeiten bereits seit einigen Jahren eng zusammen. Ziel ist es, durch gemeinsame IT-Projekte die Wettbewerbsposition der Genossenschaftsbanken zu stärken, indem die Kräfte gebündelt werden. Man sei von den Anteilseignern nicht zu diesem Schritt gedrängt worden, erklärte die Fiducia gegenüber der computerwoche. Doch sähen sich die Anteilseigner einem starken Wettbewerb im Bankensektor gegenüber. Bereits 1999 hatte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) das Projekt "Bündelung der Kräfte" initiiert, um die Ertragslage der Gruppe zu verbessern. (jha)