Leitzentrale der Hamburger Feuerwehr mit Rechnerunterstützung:.

Feueralarm in weniger als vierzig Sekunden

29.10.1982

Die Einsatzzentrale der Hamburger Feuerwehr, die 1978 in Betrieb

genommen wurde, verläßt sich auf ein komplexes, rechnergestütztes

Alarmsystem. Das Konzept für diese Einrichtung entwickelte das Hamburger Softwarehaus SCS (Scientific Control Systems), für dessen Dependance in Essen der Autor des folgenden Beitrags, Hans Gliss, arbeitet.

Der Einsatz der Feuerwehr der Stadt Hamburg ist regional in Branddirektionen mit insgesamt 18 Feuerwachen, einer Rettungswache, vier Rettungswagen-Außenstellen, sechs Löschbootstationen, vier Notarztwagenstationen in vier hamburgischen Krankenhäusern und 14 Bereichen der Freiwilligen Feuerwehr mit 96 Wehren gegliedert. Für die Aufgaben der Feuerwehr stehen 460 Einsatzfahrzeuge, für Katastrophen weitere 380 Fahrzeuge der Bundesausstattung zur Verfügung. Über die Einsatzleitzentrale der Hamburger Feuerwehr werden pro Jahr rund

200 000 Einsätze abgewickelt.

Steigende Anforderungen ließen erwarten, daß das bestehende Alarmierungssystem der Hamburger Feuerwehr in den 70er Jahren die Grenze der Leistungsfähigkeit erreichen würde. Im Jahre 1968 wurde deshalb - zunächst feuerwehrintern - mit der Planung für ein neues Einsatzlenkungssystem begonnen.

Für die Organisation der Betriebsabläufe in der Einsatzzentrale wurden folgende grundsätzliche Forderungen gestellt:

- zentrale, erweiterte Notrufannahme;

- zentrale, unmittelbare, parallele, automatisch ablaufende Alarmierung der Einheiten der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr

- unmittelbare Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus-Bettennachweis der Gesundheitsbehörde;

- direkter Kontakt der Feuerwehreinsatzleitung zum Einsatzgeschehen.

Die Ausschreibung des Einsatzlenkungssystems auf der Basis des SCS-Konzeptes erfolgte im Jahre 1973. Nach technischer und wirtschaftlicher Bewertung der Angebote wurde der Siemens AG der Gesamtauftrag als Generalunternehmer erteilt.

An Hardware sind in der Einsatzzentrale Komponenten eingesetzt wie

- der Rechner (Siemens 340) samt seiner Standardperipherie,

- 20 Sichtgeräte, Spezialtastaturen für die Auslösung der Alarme, zwei

zentrale und 20 lokale Leuchttableaus für die Darstellung der Fahrzeugzustände, ein Sichtgerät zur Darstellung der Einsatzübersicht, dessen Bild durch Videoankopplung auf Fernsehmonitore vervielfältigt wird sowie zentrale Protokolldrucker.

Ständig - nämlich 24 Stunden täglich - suchen 65 Programme, die von der SCS erstellt wurden, unter 10 000 Straßen, 2800 Objekten, 500 Meldern, diversen Kleingartenkolonien und etlichen Bundesautobahnabschnitten den richtigen Einsatzort heraus, finden selbst bei angespannter Einsatzlage noch einsatzbereite Fahrzeuge an weit entfernten Feuerwachen und alarmieren die jeweils erforderlichen Einheiten der Berufsund Freiwilligen Feuerwehr über die vielfältigen technischen Hilfsmittel.

In der Einsatzzentrale können Notrufe des Bürgers an 16 Datensichtgeräten eingegeben und weiterbearbeitet werden. Auf vier Übersichtsbildschirmen werden allgemeine Einsatzlage, Krankenbeförderung und -disposition und Großeinsatzlagen dargestellt. Eine überdimensionale Wartewand (15 x 2 Meter) stellt die Zustände von 350 Fahrzeugen dar. Diese Fahrzeugzustände werden ständig von Fernschreibeingaben an den Feuerwachen, Datensichtgeräteeingaben und Bestätigung von Funckennungsgebern in den einzelnen Fahrzeugen aktualisiert.

Die technischen Einsatzdaten werden fortlaufend erfaßt, auf einem Großrechner verarbeitet und zu Auskunftslisten zusammengefaßt. Der Nutzen des neuen Systems liegt vor allem in der wesentlich schnelleren Alarmierungszeit. Während mit dem alten System zwischen Notrufannahme und Alarmierung der Einsatzkräfte etwa drei bis sechs Minuten vergingen, verkürzt das computergestützte System diese Zeitspanne auf 30 bis 40 Sekunden.