Festplatten: Das Gesetz der Serie

21.04.2005
Von Kurt Schörghofer

Datenprioritäten

Als sekundär werden Daten eingestuft, deren Verlust die Produktivität und Geschäftsprozesse kurzzeitig unterbrechen, aber sich mit einem gewissen Aufwand ersetzen lassen. Beispiel dafür ist ein Grafikstudio: Wenn ein Rechner beim Entwurf eines Werbeplakats streikt und Daten verloren gehen, ist dies zwar lästig, bedeutet aber keinen kompletten Stillstand im Geschäftsbetrieb. Als tertiäre Daten bezeichnet man Sicherungskopien, die das Unternehmen aus rechtlichen Gründen vorhält, die aber für aktuelle Geschäftsprozesse irrelevant sind.

Jedes Unternehmen kann seine Speicherausgaben daher strategisch steuern - und je nach Speicheranforderungen in kostengünstige SATA- oder teurere SAS/FC-Technik investieren. Und hier bieten die seriellen Schnittstellen gegenüber ihren parallelen Pendants einen entscheidenden Vorteil: Obwohl für unterschiedliche Anforderungen konzipiert, teilen die beiden neuen Schnittstellenstandards wesentliche physikalische Eigenschaften, so dass beide Festplattentypen über ein gemeinsames Backplane betrieben werden können.

Der Grund dafür sind die SAS-Controller, die SATA-Platten erkennen und automatisch das richtige Protokoll, die geeignete Spannungsdifferenz und Übertragungsgeschwindigkeit einstellen. Damit lassen sich SAS- und SATA-Laufwerke in einem externen Speichersubsystem gemeinsam betreiben. Serielle Technologien bieten daher einen hohen Investitionsschutz. Allerdings gibt es im Mischbetrieb von SAS- und SATA-Laufwerken eine Einschränkung: SAS-Festplatten arbeiten nicht mit SATA-Controllern, denn zum einen passen in dieser Konstellation die Stecker nicht, zum anderen beherrschen SATA-Controller das Serial SCSI Protocol (SSP) nicht.

Für Unternehmen bedeutet die Kompatibilität zwischen den seriellen Brüdern mehr Flexibilität beim Aufbau von externen Speicherstrukturen. Daten, die zunächst unternehmenskritisch sind, verlieren mit der Zeit an Relevanz und wandern in das Nearline-System, also von teuren SAS-Laufwerken auf wesentlich günstigere SATA-Platten. Andererseits können beispielsweise kleinere Unternehmen ihre Speichersysteme zunächst in einer SATA-Sparvariante aufbauen und später mit SAS-Geräten aufstocken. Auf diese Weise lassen sich die oben beschriebenen Speicheranforderungen mittels einer einzigen Plattform realisieren: Wichtige Transaktionsdaten werden auf SAS-Festplatten gespeichert; Daten, bei denen es eher auf einen schnellen Zugriff und weniger auf Sicherheit ankommt, finden auf SATA-Laufwerken Platz. SATA-Geräte eignen sich auch für speicherintensive Daten, die übergangsweise aufbewahrt, aber aktuell nicht bearbeitet werden müssen.

Als weiterer Vorteil des neuen seriellen Bussystems ist die Entwicklung immer kleinerer Formfaktoren bei den Festplatten zu sehen. Enterprise-Festplatten gibt es bereits im 2,5-Zoll-Format, künftig sind auch noch kleinere Formfaktoren denkbar. Klein bedeutet mehr Speicher auf weniger Platz im Server-Rack - und für Unternehmen handfeste Einsparmöglichkeiten.