Fertigungsmaschinen fuer 256-Mbit-Speicher weltweit nicht verfuegbar Der Speicherchip von Samsung stoesst auf Skepsis in der Branche

16.09.1994

MUENCHEN (jm) - Die suedkoreanische Elektronikgruppe Samsung Electronics Co. aus Seoul hat den nach eigenen Angaben weltweit ersten 256-Mbit-DRAM-Chip entwickelt. Die Massenproduktion soll in etwa einem Jahr beginnen.

"Die Ankuendigung hat bei uns allen fuer grosses Schenkelklopfen und eine nicht geringe Erheiterung gesorgt", meinte ein Brancheninsider, der nicht genannt werden will. Er vermutet, dass Samsung sich das ausgesprochen teure Vergnuegen geleistet hat, mit einem Elektronenstrahl-Lithografen einen Wafer zu beschreiben beziehungsweise jede einzelne Leiterbahn lediglich gezeichnet zu haben. "Ich will gar nicht wissen, was das Samsung gekostet hat ausser einer Unmenge an Geduld", meinte der Fachmann.

Samsungs Aussage, man werde in einem Jahr bereits mit der Massenfertigung starten, quittierte er mit offensichtlichem Vergnuegen. Schliesslich koenne man auf der ganzen Welt ueberhaupt keine Fertigungsmaschinen kaufen, die fuer solch eine High-Tech- Produktion notwendig sei: "Die gibt es einfach nicht."

Verraeterisch sei auch, dass Samsung auf den einschlaegigen internationalen Fachkonferenzen noch nicht ein einziges Referat zu diesem Thema gehalten habe: "Die Branche ist da in der Regel durchaus mitteilungsfreudig." Ausserdem habe die Verlautbarung des suedkoreanischen Unternehmens nicht ein einziges Detail zur Technologie enthalten: Weder ueber die Speicherzellengroesse noch etwa ueber die Zellenansteuerung habe Samsung auch nur ein Wort verloren.

IBM, Siemens und Toshiba arbeiten auch daran

Nichtsdestotrotz attestierte der Informant Samsung, "viel von den Japanern gelernt" zu haben. Die Suedkoreaner verfuegten mittlerweile ueber hochleistungsfaehige Technologie, "die Respekt abnoetigt". Nur wer extrem hohe Anforderungen an Bausteine habe, etwa fuer Systeme wie Mainframes, die lange im Produktionszyklus verbleiben muessen,

"der kauft vielleicht nicht bei Samsung".

Schon seit laengerem arbeiten die Siemens AG, IBM und Toshiba in einer Entwicklungsgemeinschaft in Big Blues Labors in East Fishkill an der zweiten Generation von 64-Mbit-Chips. Darueber hinaus dehnte das Trio die Kooperation auch auf den 256-Mbit- Speicher aus, dessen Entwicklung auch NEC und AT&T betreiben. Branchenkenner vermuten, dass Mitsubishi und Hitachi ebenfalls an diesen Speichern arbeiten.

Auf Anfrage bei der Siemens AG teilte ein Pressesprecher mit, dass mit einem marktfertigen 256-Mbit-Chip nicht vor 1999 zu rechnen sei, 64-Mbit-Bausteine duerften in zwei Jahren Produktionsreife erlangen.