Ein Blick nach vorn

Ferro-elektrische Chips sind die Speicherbausteine der Zukunft

29.06.1990

FRAMINGHAM (IDG) - 30 Minuten Sprachaufnahme auf einer Kreditkarte und Dutzende von Fotos auf einer Streichholzschachtel-großen Speicherkarte: So könnte die nächste Generation von Speichermedien aussehen.

Schon in de 50er Jahren hatten die IBM und AT&T über Technologien zur Entwicklung von ferro-elektrischen Speicher-Chips nachgedacht - damals noch ohne Erfolg. Jetzt erforschten die Ramtron Corp. aus Colorado Springs und die National Semiconductor Corp. ein Verfahren, FRAM-Chips zu produzieren, indem sie einen Film von ferro-elektrischem Material auf einen Halbleiter-Wafer aufbringen.

FRAM steht für ferro-elektrischer wahlfreier Direktzugriffsspeicher. Die Vorteile dieser Chips gegenüber herkömmlichen Bausteinen liegen in ihrer effizienteren Speicherweise und einer höheren Zahl von Kondensatoren, die sie in einem Schaltkreis integrieren. Vor allem aber können sie Daten ohne Stromzuführung bis zu zehn Jahre sichern, ohne daß diese verloren gehen.

Ramtron beansprucht mit seinen FRAMs nach Worten von David Bondurant, dem Director of Business Development, das erste Unternehmen zu sein, das nichtflüchtige Schreib-Lese-Speicher dieser Art entwickelte. Die Firma produziert wie AT&T FRAMs für die Automobil-, Computer- und Konsumelektronik-Industrie.

Ramtron will noch dieses Jahr mit der Produktion von 1-Kbit- bis 16-Kbit-Chips beginnen. Ein Vorteil sei, daß man beim Einsatz dieser Bausteine beispielsweise die Dip-Schalter in Druckern aufgeben und deren Informationen auf den Chips festhalten könne. Bis 1992 will das Unternehmen sogar 16-Mbit-FRAMs entwickelt haben.

Sollte dieses Ziel verwirklicht werden, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf die Produktion herkömmlicher Arbeitsspeicher-Technologien haben. Ramtron hat unter anderem schon Entwicklungsabkommen mit der Seiko Epson Corp., NMB Semiconductor Co. Ltd., ITT Semiconductors abgeschlossen.

Auch das Marktforschungs-Institut Dataquest sieht einen stark wachsenden Markt für die FRAM-Technologie. Da die Chips entgegen bekannten Speichermedien wie Festplatten keine beweglichen Teile besitzen, würde hieraus neben denn Mehr an Zuverlässigkeit auch ein Geschwindigkeitsvorteil erwachsen. Allerdings habe der Anwender hierfür einen spürbar höheren Preis pro MB Speicherplatz zu zahlen. Ramtron- Manager Bondurant geht davon aus, daß in zukünftigen PC-Systemen als Arbeitsspeicher FRAMs genutzt würden, während als Massenspeicher optische Disks in Frage kämen. Bei Sony glauben einige Wissenschaftler auch, daß FRAMs in Zukunft Compact Disks als Trägermedium für Musikspeicherungen ablösen könnten.