US-Banker analysieren europäische Kommunikationsnetze:

Fernmeldebehörden behindern Datenfernverkehr

05.05.1978

BRÜSSEL (ee) - Achtfach höhere Preise als in den USA und unzulängliche Standardisierung bremsen das Wachstum des europäischen Fernmelde- und Datenfernverkehrs: Ursache des Chaos ist die unzureichende Koordination zwischen den einzelnen nationalen europäischen Fernmeldebehörden. Dies ist das kritische Urteil der US-amerikanischen Chemical Bank, das jetzt in Brüssel als, "Report from Europe" publiziert wurde.

Die Chemical Bank ermittelte, daß die Schweiz das teuerste Land für Fernkommunikation sei, während Englands Post die niedrigsten Gebühren erhebe. Die Banker bezweifeln, daß es in Europa jemals zu ähnlich günstigen Datenfernverkehrs-Tarifen wie in den USA kommen werde.

Die Kostenvorteile aus dem hauptsächlich von der EG forcierten EURONET werden nach Meinung der Chemical Bank nur kleinen bis mittleren Unternehmen zugute kommen, die zwar regelmäßig aber nur kurzfristigen Zugang zu EURONET-Anschlüssen brauchen. Anwender mit hoher Benutzerzeit werden, so folgern die Banker aus der Tatsache, daß die Gebührenberechnung auf der Übermittlungsgeschwindigkeit basiert, "die höheren Lasten tragen müssen". Die EURONET-Gebühren werden weiter steigen, wenn eine vom Datenvolumen abhängige Gebühr eingeführt werden sollte.

Unkt die Chemical Bank: Eines Tages könne ein DFÜ-Umweg von Großbritannien via die USA nach Belgien billiger sein als eine direkte Schaltung.