Nicht alle Komponenten doppelt ausgelegt

Fehlertolerante DOS-PCs sollen Daten schützen und Geld sparen

11.09.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Texas Microsystems Inc. hat vor kurzem begonnen, den nach eigenen Angaben ersten fehlertoleranten IBM-kompatiblen PC zu verkaufen. Damit stehe jetzt auch dem Anwender von MS-DOS-Software ein Rechner zur Verfügung, der vor Datenverlust und Ausfallzeiten schütze, so das Unternehmen.

Der PC dessen Prototyp die Texaner auf der Herbst-Comdex des vergangenen Jahres vorgestellt hatten, ist nach der "Fault Tolerant System Architecture" (FTSA) aufgebaut. Dabei sind die anfälligsten Komponenten eines PCs, das Netzteil und die Festplatte, doppelt ausgelegt. Die beiden Platten sind nach dem Raid-l-Verfahren gespiegelt.

Vor Stromausfällen, der dritten häufigen Ursache von System-Stillständen, schützt eine eingebaute unterbrechungsfreie Stromversorgung, mit der die FTSA-Rechner zwischen fünf und zehn Minuten ohne Netzstrom laufen. Falle die Energieversorgung aus, schließe außerdem eine Steuersoftware selbsttätig offene Dateien und schalte den Rechner ab.

Ein Verfahren mit der Bezeichnung "Data Change Auditing" soll vor Datenverlusten oder Beschädigungen durch versehentlich gelöschte Dateien, Viren sowie System- und Programmabstürze bewahren. Es protokolliert Änderungen auf den Festplatten auf Disketten, Bändern oder anderen Backup Medien. Damit lassen sich die Platten in jeden beliebigen Zustand zurückversetzen, den sie in der Vergangenheit hatten-vorausgesetzt, man hat die entsprechenden Backups archiviert.

Bios zeigt Zustand des PC-Systems an

Den Überblick über den Zustand des PCs gewährleistet ein zusätzliches, von Texas Microsystems entwickeltes Bios, das eine Ebene unter dem Betriebssystem liegt. Ein Flussigkristall-Display auf` der Gehäuse- Vorderseite informiert den Anwender über etwaige Fehler.

Zur Zeit unterstützt der fehlertolerante PC nur MS-DOS als Betriebssystem. Kompatibilität zu Novell Netware könne man ab September garantieren, der entsprechende Beta-Test laufe zur Zeit aus, so Jan van de Kraats, der Chef der europäischen Niederlassung Texas Micro Europe BV, die ihren Sitz im niederländischen Almere hat. Ab Anfang nächsten Jahres sollen die Rechner auch unter OS/2 laufen .

Allerdings halten die PCs von Texas Microsystems nicht ganz das, was der Begriff "fehlertolerant" verspricht, nämlich ständigen Betrieb trotz Ausfall eines beliebigen Systemteils. Wichtige Komponenten wie der Mikroprozessor sind nur einfach ausgelegt.

Fällt eines dieser Teile aus, steht der Rechner. Ein weiteres Manko ist, daß der Anwender eine defekte Festplatte zwar aus dem laufenden Rechner entfernen kann, aber keine Ersatzplatte einsetzen kann, auf der das System automatisch die verlorenen Daten wiederherstellen könnte. Moderne Raid-Festplatten-Arrays haben das schon seit einiger Zeit zu bieten.

Damit sind die Texas-Micro-Rechner zwar sicherer als herkömmliche Netz-Hauptrechner wie Compaqs Systempro, doch nicht so zuverlässig, wie man es von einem fehlertoleranten Computer erwartet.

Dazu van de Kraats: "Natürlich könnten wir auch andere Systemkomponenten, wie zum Beispiel den Prozessor, doppelt auslegen, technisch ist das kein Problem. Aber das wäre teuer, und wir wollten zunächst ein preiswertes Produkt anbieten, um den Markt von unten aufzurollen." Zudem sei der Ausfall etwa des Prozessors äußerst unwahrscheinlich.

Das Unternehmen, das bald eine deutsche Niederlassung gründen will, bietet das Produkt in drei Gehäusen an: als Tischrechner, als Turm und als Einschubmodell .

Ausstattung ist modular zusammenstellbar

Die Ausstattung kann sich der Kunde modular zusammenstellen. Als CPUs stehen der 386SXer, der 386er und der 486er mit verschiedenen Taktraten zur Wahl. Der Hauptspeicher hat ein Fassungsvermögen von mindestens 4, höchstens 64 MB. Festplatten bietet Texas Microsystems mit Speicherkapazitäten zwischen 120 und 540 MB an. Der Rechner kommt außerdem wahlweise mit acht ISA- oder EISA-Steckplätzen, einer parallelen und zwei seriellen Schnittstellen. Ein 386er PC mit 120-MB-Platte soll laut Hersteller rund 9000 Dollar kosten, ein 486er mit 500-MB-Festplatte 17 000 bis 18 000 Dollar.