Massengeschäft mit Disketten führte zu einem Beratungs-Gap:

Fehlerraten bestimmen Billig-Floppy-Einsatz

26.03.1982

DIETZENBACH - Die explosionsartige Ausbreitung von Disketten-Anwendungen hat zu einem Massenmarkt geführt, in dem Beratung, Produktkenntnis und Qualitätsbewußtsein immer mehr ins Hintertreffen geraten. Viele Floppy-Benutzer sind heute bereit, wegen eines vermeintlich günstigen Preises ein Qualitätsrisiko einzugehen. Manfred Kienast von der Rhône-Poulenc Systeme GmbH, Dietzenbach, berichtet über seine Erfahrungen im Diskettengeschäft.

Der Floppy-Anwender ist häufig professionell nicht so gewieft wie sein Kollege im klassischen Band- und Plattensektor. Viele sehen in der Diskette noch immer lediglich einen Nachfolger für die Lochkarte, ohne sich bewußt zu sein, welch hochentwickeltes Produkt eine Floppy eigentlich darstellt und welchen extremen Bedingungen ein solcher Datenträger "mit direktem Kopfkontakt" ausgesetzt ist.

Fehlerraten und Ausschuß im Feld, sofern sie überhaupt registriert werden, nimmt der Benutzer häufig noch ebenso unvermeidlich hin wie Ärger und Mehrkosten, die durch einen versagenden Datenträger hervorgerufen werden.

Auf dem Prüfstand

Eine Diskette ist Zubehör. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil einer Datenverarbeitungsanlage, denn sie speichert das Wichtigste für die DV-Verarbeitung - Daten, Texte und Programme. Und die soll sie möglichst lange und zuverlässig speichern. Deshalb gilt noch immer die Devise: Die beste und teuerste DV-Anlage ist nur soviel wert wie ihre Datenträger.

Es überrascht die Reaktion vieler Anwender, die bei einer Preisdifferenz von zwei bis drei Mark noch beginnen zu diskutieren. Beim Kauf einer zuverlässigen Diskette gibt es einige wesentliche Punkte zu beachten:

- Einzelstück-Prüfverfahren

- Analogprüfung jeder Diskette über den gesamten Datenbereich.

- Digitalprüfung jeder Diskette über alle Spuren, nicht nur über die Servospur. Nur die Digitalprüfung ist weine praxisgerechte Prüfung unter Systembedingungen .

- Will der Benutzer wissen, was eine Prüfung wert ist, muß er fragen: Was, wie, wie oft und wo wird geprüft? Allgemein gehaltene Aussagen der Anbieter über Qualitätsprüfungen sind ohne Wert.

Eine Analogprüfung sollte nicht nur im reinen Spurbereich stattfinden, sondern auch zwischen den Spuren. Die ideale Prüfung ist in diesem Falle die überlappende "1/4-Schritt-Prüfung", wie sie beispielweise von DYSAN/DYDY/RPS (Flexette) durchgeführt wird. Sie garantiert daß jede Stelle des Datenbereiches vierfach analog geprüft wird. Der Schreib-Lese-Kopf trifft deshalb in jedem Falle immer auf eine geprüfte Stelle.

Die Lebensdauer einer Diskette ist weniger von den eingesetzten Test- als vielmehr von den Produktionsvorgängen abhängig. Für den Anwender sind die Produktionsstufen Jedoch kaum nachprüfbar. Einige Hersteller produzieren mehrstufiger als andere, teilweise sind spezielle Schritte innerhalb einer Produktion patentiert.

Eine Qualitäts-Diskette kann man auch an den Garantie-Aussagen des Herstellers erkennen. Wenn zum Beispiel eine "fehlerfreie" Betriebsdauer von 165 Stunden pro Spur oder auch zehn Millionen Umdrehungen pro Spur mit Kopfkontakt garantiert werden (vorschriftsmäßige Laufwerksmontage vorausgesetzt), hat man es in der Regel mit einer hochwertigen Floppy-Disk zu tun. Aus diesem Grund wäre einzusehen wenn ein derartiges Produkt bis zu drei Mark mehr kosten muß, um im Betrieb schließlich billiger zu sein.

Die beste Diskette kann ihre Eigenschaften nur entwickeln und auf Dauer behalten, wenn Hülle und Vlies in optimaler Verfassung sind. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Wesentlich ist:

- maximale Reinhaltung des Mediums

- keine Beeinträchtigung der Laufgeschwindigkeit

- Verhinderung statischer Aufladung.

Das richtige Material, sachgemäße Verarbeitung und Behandlung einer solchen Hülle erfordern ebenfalls ihren Preis.