Aus Magenta, Cyan, Gelb und Schwarz die Welt gedruckt:

Fehlende Standards führen zu wilder Farbenfreude

22.09.1989

Wenn schon die Bilanz schlecht ist, soll sie wenigstens gut aussehen - frei nach diesem Motto macht sich im darstellenden Bereich der Präsentationsgrafik mehr und mehr der Einsatz von Farbe breit. Was sich auf dem Bildschirm mit millionenfachen Farbschattierungen als nahezu perfekt abbilden läßt, bringt im Ausdruck noch Probleme in der Qualität, wenngleich die Tendenz zu Verbesserungen deutlich ist.

Farbe im Druckbereich ist nicht mehr nur eine Domäne der Vollprofis mit entsprechendem Investitionsvolumen, sondern, verlangt man keine reprofähige Vorlage, auch für die normale Business-Präsentation finanziell tragbar.

Reprofähige Vorlagen, die auch ein Urteil eines Fachmannes standhalten, können, so der Stand der Technik, am besten von Thermotransfer-Druckern erzeugt werden. Sie allerdings sind auch vom Preis her absolute Spitze: Für einen QMS-Colorscript 100 sind über 60 000 Mark hinzulegen, der Tektronix Phaser CPS liegt ebenfalls in der Größenordnung "gehobener Mittelklassewagen".

Das Thermotransferverfahren basiert auf einer beschichteten Polyesterfolie sowie einem Druckkopf mit Halbleiter-Thermoelementen. Die Polyesterfolie ist mit den Grundfarben beschichtet. Je nach Bedarf werden die Thermoelemente unter Spannung gesetzt, um die Wachsfarbe auf der Folie zum Schmelzen zu bringen. Die geschmolzene Farbe wird anschließend per Walze in mehrmaligen Durchläufen zu Papier gebracht.

Erst testen, dann kaufen

Als interessante Systeme im Markt der Thermos sind neben den oben genannten Druckern Schlumbergers 5232 CPP und Mitsubishis G650 zu nennen. Der 5232 kostet knapp 49 000 Mark, ist postscript-kompatibel und verarbeitet DIN A3 und DIN A4 mit Druckzeiten zwischen 90 Sekunden und drei Minuten. Seine Auflösung liegt bei 300 mal 300 Punkten. Der Mitsubishi weist ähnliche Leistungsmerkmale auf, hat allerdings eine geringere Speicherkapazität (zwei Megabyte) und keine Apple-Talk-Schnittstelle. Sein Preis: knapp

21 000 Mark.

Für Businesspräsentation und Entwurfsdarstellung eignen sich Farb-Tintenstrahldrucker, deren Preise zwischen rund 3000 Mark und knapp 10 000 Mark angesiedelt sind. Sie sind in der Ausgabegeschwindigkeit erheblich schneller als Thermotransfer-Drucker. Bei einer Auflösung von 180 mal 180 Punkten und einer Palette von 16 Farben sind diese Drucker für die geplante Anwendung gut ausgelegt: der Präsentation eines farbigen Prospektes beispielsweise, der erst nach seiner Präsentation druckfertig gestaltet wird. Bei einem Tintenstrahl-Farbdrucker ergibt ein kompliziertes Zusammenspiel mehrerer Komponenten den gewünschten Effekt.

Die Farbe befindet sich in einem System aus Röhrchen, das durch ständigen Unterdruck ein unbeabsichtigtes Austreten der Farbe verhindert; sie wird durch einen kurzfristigen Überdruck zu Papier gebracht, Profis raten dazu, die jeweils empfohlenen Spezialpapiere zu benutzen, da die Farben auf Normalpapier leicht blaß wirken können.

Mit 200 Zeichen pro Sekunde benötigt der HP Paintjet gut 4 Minuten Pro DIN-A4-Seite. Seine Auflösung liegt bei 180 mal 180 Punkten pro Zoll, acht Kilobyte Speicher sind verfügbar. Der Preis dieses Farbtintenstahlsystems bewegt sich bei etwas über 4000 Mark; Tectronics Colorquick schafft die DIN-A4-Seite in zwei Minuten, verarbeitet aber auch DIN A3. Er ist postscript-kompatibel und kann über einen SCSI auch an Apple Macintosh angeschlossen werden. Sein Preis: knappe 9000 Mark.

Dennoch, nicht die Technik des Druckers ist das Problem, sondern die Umsetzung des in stundenlangen Sitzungen erstellten Objektes, meint Unternehmensberater Klaus Albrecht, denn bislang gebe es keine Normierung für die Farbsteuerung, an der letztlich alles hängt. Sein Rat: Intensiv und vor allem strikt anwendungsbezogen testen, bevor die bunten Scheine den Besitzer wechseln.