Neuer Managertypus in den USA betreut Technik und Akzeptanz:

Fehlende Anschlußtechnik bremst DV-Euphorie

10.10.1986

NEW YORK/DALLAS (lo) - Bessere Information bedeutet bessere Geschäfte. Deshalb hat das Management der Information Systems bei amerikanischen Unternehmen oberste Priorität, der Informationsmanager rückt in die Nähe des Vorstands. Diesen Trend bestätigen die Society for Information Management (SIM) in Dallas ebenso wie das Wirtschaftsblatt Business Week. Kummer machen indes noch fehlende politische Konzepte sowie Org.- und Software.

Aus der Erkenntnis, daß Information ein neu zu gewichtender Produktionsfaktor ist, haben eine Anzahl Großunternehmen in den USA ihre Konsequenzen gezogen. Sie beschäftigen nun einen neuen Managertypus: den Chief Information Officer (CIO). Diese Abkürzung deute schon auf die Nähe zum Chief Executive Officer (CEO) hin und unterstreiche die Wertigkeit des Informationsmanagers, den es, schreibt Business Week, in etwa 200 der 500 größten amerikanischen Unternehmen bereits gebe.

Allerdings ist keine ungestörte Entwicklung der Informationstechnik in breiten Kreisen der Wirtschaft wie auch der Öffentlichkeit zu erwarten. Fehlende Anschlußtechnik nämlich bremse die DV-Euphorie. So benannte der Kongreß der Society for Information Management (SIM) in Dallas derzeit noch entscheidende Defizite. "Unsere neuralgischen Punkte sind der Mangel an Software sowie an einer eindeutigen staatlichen Unterstützung", sagte Bobby R. Inman, scheidender Chief Executive Officer der Microelectronics and Computer Technology Corp., über die aktuellen Hemmnisse - hauptsächlich die bisher kaum vorhandenen "Anschlußtechniken" - beim Einsatz der DV in der amerikanischen Industrie. Daß eine Bildungsoffensive dazugehört, die Lücken im informationstechnischen Verständnis zu beheben, ist für den CEO zudem selbstverständlich: "Jener Staat, der die größten Anstrengungen im Bildungsbereich unternimmt, wird international die Spitzengruppe anführen, während andere zurückfallen werden."

Hinzu kommen müsse vor allem auch nach Ansicht von Robert E. Allen, President des AT&T-Konzerns, das staatliche Engagement für eine Politik der Informations-Ausweitung und des Informations-Managements. Ein Beispiel: Im "Präzedenzfall" Telekommunikation etwa sei die US-Regierung zu loben.

Für den Digital-Equipment-Boß Kenneth H. Olsen schließlich sind unternehmenverbindende Netzwerke "heilig". Wenn über Unternehmensziele diskutiert werde, sei es zugleich Chance wie auch Pflicht für Organisationen, die Optionen dieser neu gestalteten Kommunikationswege in Betracht zu ziehen. Denn wie bei dem Personal Computer könne durch einen enttäuschten Anwender auch in diesem Sektor leicht ein Schuß nach hinten losgehen.

Der Nahtstelle zwischen DV-Technik und User kommt deshalb besondere Bedeutung zu. So sei es die Aufgabe des Informationsmanagers, das unterschiedliche Equipment und die Informationsbedürfnisse des Nutzers unter einen Hut zu bringen, bringt Business Week Unternehmenserfahrungen auf den Punkt. Je nachdem, wie gut dies dem CIO gelinge, stiegen Produktivität und Umsatz, während Entwicklungs- und Stückkosten fielen. Vor allem aber hänge von dem neuen Managertypus die Akzeptanz der Anwender ab.

Als bestimmende Trends für das Jahr 2000 benannte Michael Dertouzous, Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), auf der SIM-Tagung eine starke Ausweitung der Mikroprozessortechnik wie der dezentralen Anwendung und zunehmend intelligentere Systeme.

Die Vision des MIT-Experten von der Informationslandschaft des nächsten Jahrtausends schließt eine - von Informationsmanagern akzeptierte "Generalstabskarte" ein. Dieser Plan informiert dann über vorhandene Standards sowie öffentliche Informationsquellen, beispielsweise Spezifikationen und Standorte von Netzwerken, Datenbanken und -diensten. Mit diesem Instrument könne der Enduser für die Arbeit seine Schnittstellen relativ frei wählen.