Bürogeräte-Hersteller werden in Hannover Farbe bekennen müssen:

Feedback zwischen Nutzer und Entwickler herstellen

16.04.1982

Für Telematik-Interessierte dürfte die diesjährige Hannover-Messe besonders wichtig sein. Nach verschiedenen Fachausstellungen auf denen die In Prospekten beschriebenen Möglichkeiten neu bestaunt werden durften, soll nun in den CeBIT-Hallen Konkreteres zu sehen sein: Die Bürokommunikationsindustrie hat sich dort versammelt, um den Anwendern Informationen und Kauf-Hilfen zu bieten.

Das Schlagwort "Büro der Zukunft" ist eigentlich irreführend. Man sollte sich besser den Blick dafür freihalten, was heute schon möglich ist. Eine Möglichkeit, sich darüber zu informieren, bieten hier Veröffentlichungen des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) sowie des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen.

Blick freihalten

Mehr als ein Drittel aller Beschäftigten können dem Informationssektor zugerechnet werden. Neue Kommunikationstechniken gewinnen durch Verbesserungen der Arbeitseffektivität einen erheblichen Einfluß auf die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Daher beschränkt sich das BMFT nicht nur auf die Förderung der neuen Systeme, sondern wartet auch mit einem regelrechten Förderprogramm im Bereich Telematik auf.

Beurteilungsgrundlage sind wissenschaftlich begleitete Feldversuche, die zum Teil kurz vor dem Abschluß stehen und deren Ergebnisse Ende des Jahres zu erwarten sind. Der Kostenaufwand von etwa sechs Millionen Mark braucht vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Erkenntnisse keine besondere Rechtfertigung.

Ein wichtiger Punkt dieser Untersuchungen liegt in der Analyse der nicht-technischen Auswirkungen hier durch die Postdienstleistung Teletex - auf die betriebliche Wirklichkeit. Neben Wirtschaftlichkeitsberechnungen geht es dabei auch um Probleme der organisatorischen Einbettung und der Menschenrechten Gestaltung neuer Bürosysteme.

Wie Dr. Klaus Rupf vom BMFT erklärte, versucht das Ministerium, ,eine Rückkopplung zwischen den Bedürfnissen der späteren Nutzer und der technischen Entwicklung neuer Systeme herzustellen".

Das vom BMFT und der Bundespost gemeinsam getragene Programm "Technische Kommunikation" trägt sicherlich maßgeblich dazu bei, daß die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich bereits auf wesentlichen Gebieten der Telematik eine Vorreiterkontrolle innehat. Rupf wies weiter darauf hin, daß jetzt die Anwender am Zuge sind und "die Chancen nutzen (sollten), mit diesem modernen Kommunikationssystem ihre Dienstleistungen schneller und effektiver zu machen.

Interessant ist nun, welche Ergebnisse -die Untersuchungen des Ministeriums durch die Universität Hannover unter Prof. Arnold Picot und die Hochschule der Bundeswehr, München, unter Prof. Ralf Reichwald bringen werden. Der recht optimistischen Haltung aller mit den Versuchen Befaßten kann man schon jetzt entnehmen, daß die Vorteile von Teletex die Probleme überwiegen.

Das BMFT wird auf der CeBIT mit drei Ständen vertreten sein; Auskünfte durch Vertreter des Hauses erhält man im Bereich "Technologie" (Halle 7).

Von mindestens gleicher Wichtigkeit für Telematik-Interessenten ist das Informationsangebot der Bundespost. Auch sie ist auf der Messe vertreten und wartet mit einem Beratungspaket auf.

Kostensenkende Technologie

Die Deutsche Bundespost hat in der Bundesrepublik die Gesamtverantwortung für das reibungslose Funktionieren der Telekommunikation. Das Angebot der Dienstleistungen ist daher Grundlage für diese Technologie. In der Vergangenheit war es vielfach so, daß besonders ausländische Hersteller Geräte und Systeme anzubieten hatten, die von den Postbestimmungen abwichen. Das Image, die Post hinke hinter der technischen Entwicklung hinterher, ist aber falsch.

Als öffentliches Unternehmen hat die Post erkannt, daß die Anforderungen im Bereich elektrischer Nachrichtenübertragung große Leistungsanstrengungen erfordern. Aufgrund ihres gesetzlichen Auftrages ist sie verpflichtet, entsprechende Dienstleistungen nachfragegemäß anzubieten.

Heli Ihlefeld-Bolesch, Pressereferentin im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, formulierte das so: "Die Deutsche Bundespost überprüft ihr Dienstleistungsangebot ständig nach Art, Umfang und Kostenentwicklung und paßt es an die jeweilige Marktsituation an. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Anwendung neuer kostendeckender Technologien."

Man kann heute davon ausgehen, daß die Angebotspalette der Post mit dem Kommunikationsbedürfnis von Verbrauchern, Wirtschaft und Verwaltung einer ständigen Weiterentwicklung unterliegt. Mit einer Investition von hundertfünfzig Millionen Mark unterstützt die Post zum Beispiel die Entwicklung des unter der Bezeichnung Bigfon bekannten integrierten Breitband-Glasfasernetz. Zudem sollen mit anderen europäischen Verwaltungen schnelle Datenübertragungen über Satelliten ermöglicht werden.

Zählt man die Dienstleistungen der Post zusammen, so ergibt sich bereits heute ein funktionierendes System zur Sprach-, Text-, Daten- und Bildschirmübertragung, zumindest auf die "klassischen" Postdistanzen. In der Technik der Fernsprechvermittlung sind bereits seit einiger Zeit digitale Systeme in der Erprobung, so daß auch hier die internationale Konkurrenzfähigkeit nicht nur der Post sondern auch der deutschen Unternehmen gewährleistet werden kann.

Die Integration aller Postendienste ("Dienstintegration") mit den Leistungsmerkmalen von Inhouse-Netzsystemen setzt standardisierte Schnittstellen voraus. Auch hier ist man bemüht, den ständig wachsenden Anforderungen der Abnehmer zu entsprechen. Gerade die oft als hinderlich empfundene Normierungspolitik der Post mit ihren Zulassungsverfahren erweist sich in diesem Zusammenhang als äußerst hilfreich, wenn - es darum geht, die industriellen Hersteller zu kompatiblen Systemen zu bewegen.

Am Beispiel Teletex wird deutlich, daß die vorsichtige Zulassungspolitik der Post ihre guten Seiten hat: Quasi gleichzeitig mit der Entwicklung der neuen Technik haben die Fernmeldeverwaltungen der Welt einen neuen Fernmeldedienst geschaffen und gleich eingeführt. Da ein Kommunikationssystem nur funktioniert, wenn alle Teilnehmer partizipieren können, steht die Richtigkeit dieses Schrittes außer Frage. Erfahrungen in der Datenverarbeitung haben längst gezeigt, daß man dort dieses Handicap eben nicht rechtzeitig erkannt hat.

Zeit bestimmt Takt

Schließlich steht von seiten der Post noch eine weitere, innovative Wende bevor; wo Tarife bislang entfernungsabhängig sind, ist man bestrebt, im Sinne einer "Tarifharmonisierung" den Faktor "Zeit" zum Kriterium zu machen. Der anfangs umstrittene Achtminutentakt für Fernsprechtarife hat zumindest keine Nachteile gebracht.

Man sollte sich gelegentlich daran erinnern, daß die Bundespost ein Dienstleistungsunternehmen ist, das ein starkes Interesse an der Nutzung seines Angebots haben muß. Dieses Interesse erstreckt sich natürlich auch auf die Beratung des Telekommunikations-Managements in den Unternehmen, damit jede Implementation optimal organisiert werden kann.

*Kurt Lanzke ist Redakteur bei Advanced Systems GmbH, Düsseldorf.

_AU:Kurt Lanzke