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Feder verrät das Geschlecht der Vögel

29.02.2008
Von pte pte
Chemikern der Universität Jena http://www.uni-jena.de ist es gelungen, eine neue Methode für die Geschlechterbestimmung bei Vögeln zu entwickeln. Bei vielen Vogelarten ist nämlich die Bestimmung des Geschlechts aufgrund äußerlicher Merkmale unmöglich. Für verschiedene wissenschaftliche Anwendungen ist die Geschlechterbestimmung des Federviehs allerdings von wesentlicher Bedeutung. Einerseits dient es dem Schutz aussterbender Arten, andererseits könnte damit in Zukunft das routinemäßige Töten männlicher Küken in der Hühnerzucht vermieden werden.

"Die Bestimmung zahlreicher Großpapageien ist bisher nur mittels Endoskopie oder mit Hilfe molekulargenetischer Methoden möglich", erklärt Petra Rösch vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena im pressetext-Interview. Das Narkotisieren von Vögeln berge ein Risiko in sich, erklärt die Wissenschaftlerin, die an der Entwicklung des neuen Verfahrens gemeinsam mit Jürgen Popp und zwei Doktoranden gearbeitet hat. Das neu entwickelte Verfahren wurde in der Zwischenzeit zum Patent angemeldet, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Analytical Chemistry".

"Zur Bestimmung des Geschlechts benötigen wir lediglich eine im Wachstum befindliche Feder, die noch durchblutet ist und deren Zellen noch nicht komplett verhornt sind", erklärt die Forscherin. Solche Federn habe jeder Vogel, nicht nur Jungtiere. Anschließend werden die im Federkiel befindlichen Zellen ausgedrückt und in die Analyseapparatur gegeben. "Zur Anwendung kommt anschließend ein Verfahren, das der indische Physiker Chandrasekhara Venkata Raman bereits in den 1920er Jahren entwickelt hat und wofür er 1930 den Nobelpreis für Physik erhielt." Die so genannte Raman-Spektroskopie beruht auf dem Effekt, dass Moleküle, die mit monochromatischem Licht bestrahlt werden, das Licht in alle Raumrichtungen streuen. Ein Teil dieses Streulichts, die so genannte Raman-Streuung, enthält Informationen über die Probe. "Damit erhalten wir sozusagen einen optischen Fingerabdruck", erklärt Rösch.

"Beim Menschen tragen die Männer eine Kombination von X- und Y-Chromosom. Bei den Vögeln hingegen weisen die Männchen zwei Z-Chromosomen auf, während die Weibchen eine ZW-Kombination haben", erklärt die Forscherin. "Bei der DNA-Analyse lässt sich über die unterschiedliche Menge an DNA der Chromosomen das Geschlecht des Tieres bestimmen. Männliche Vögel haben eine höhere Zahl an DNA ", so Rösch. Die Jenaer Forscher werden nun von jeder Vogelspezies ein paar Tiere messen, um so eine Spezies-Datenbank aufbauen zu können. "Entwickelt wurde das Verfahren eigentlich zur Geschlechterbestimmung von Haushühnern. Nun sollen allerdings weitere Vogelarten hinzukommen", erklärt die Chemikerin abschließend. Als weiteres Ziel wollen die Forscher die Methode so verfeinern, dass das Geschlecht der Tiere bereits am Ei festgestellt werden kann. Damit ließe sich dann das routinemäßige Töten männlicher Küken im Rahmen der Legehennenzucht vermeiden. (pte)