Fauler Zahlen-Zauber

22.07.1988

Marktzahlen müssen wohl etwas Magisches an sich haben. Keine Woche vergeht, in der nicht irgendein Unternehmensberater, Manager oder Student in der Redaktion anruft und die neueste Statistik über den Markt für Laserdrucker, Minicomputer oder relationale Datenbanksysteme haben will - wo es doch so viele Marktforscher gibt, die das alles viel besser wissen.

Die ungeheure Nachfrage nach Zahlen - was immer die Leute damit anfangen wollen - führt offensichtlich auch zu einem entsprechenden Angebot. Bis auf die Stelle hinter dem Komma wird da ein Marktsegment oder der Umsatz eines Mischkonzerns zerfieselt, daß man meinen könnte, der Urheber habe Geheimagenten in allen Herstellerfirmen sitzen.

Bei näherer Betrachtung erweist sich das Zahlengebirge leider allzu oft als Pappmache-Altrappe. Krasses Beispiel: die Firmenprofile in den "Datamation 100". Wer weiß, wie "offen" die Informationspolitik der Industrie ist, wenn der Mißerfolg von Produkten publik zu werden droht, -kann nur noch die Frechheit der Autoren bewundern, die in dieser "Untersuchung" auf Teufel komm raus abenteuerliche Schätzungen wie gesicherte Erkenntnisse präsentieren.

Daß die IBM 1987 ausgerechnet 4300 (!) Millionen Dollar mit Midrange-Rechnern Umgesetzt haben soll, geht noch als netter Scherz durch; 9370 Millionen hätte ja eh keiner geglaubt. Aber dann geht es so weiter: Apple verkaufte Peripherie für exakt 700,0 Millionen Dollar. Hewlett-Packards DV-Umsatz erreichte gradaus 5000,0 Millionen, der von AT&T präzise 2000,0 Millionen und der von CDC nicht mehr als 3000,9 (Komma neun!) Millionen Dollar.

Solange die DV-Branche sich noch mit solchem faulen Zauber zufriedengibt, besteht offenbar kein echter Bedarf an unmanipulierten Zahlen. Die meisten Branchen-Statistiken sind nichts als Legosteine für Numeromanen. Aber zum Spielen, da ist sich die CW-Redaktion einigt eignet sich der Flight Simulator viiieel besser!