FAST-Integration wird für Microsoft schwierig

17.01.2008
Die Übernahme soll Lücke im Portfolio für Unternehmenssuche schließen.

Einen wesentlichen Fortschritt machte Microsoft bei Enterprise Search mit dem Update von "Sharepoint Server 2003" auf "MOSS 2007", der eine deutlich verbesserte Suchmaschine enthält. Die aktuelle Version deckt in puncto Fähigkeiten und Preis das mittlere Marktsegment ab. Der funktionsreduzierte "MOSS for Search" rundet das Portfolio nach unten ab und wird zukünftig durch den kostenlosen "Search Server Express 2008" ergänzt, den Microsoft im November angekündigt hatte. Der Kauf des norwegischen Suchmaschinen-Spezialisten FAST soll nun die Lücke am oberen Ende schließen. Damit erhält Microsoft ein umfassendes Angebot für die Enterprise-Suche, die nach Schätzung von Gartner bis 2011 ein Marktvolumen von über einer Milliarde Dollar erreichen wird.

Technische Differenzen

Auch wenn sich die Produkte der beiden Unternehmen auf den ersten Blick ergänzen, stehen einer erfolgreichen Integration einige Hindernisse entgegen. Die von Marktbeobachtern erwartete Verschmelzung der "Enterprise Search Platform" (ESP) mit Sharepoint muss einige technische Differenzen überwinden. Während MOSS auf Windows und SQL Server beruht, hat die Index-Technik von FAST ihre Wurzeln in der Web-Suche. ESP ist daher in der Lage, mehrere Milliarden Dokumente zu durchsuchen, während die Grenze von Sharepoint im Millionenbereich liegt.

Die Software von FAST läuft zwar auch unter Windows, kommt aber aus der Linux- sowie Unix-Welt und unterstützt Java. Eine Abkehr von der für Microsoft untypischen Multiplattformstrategie könnte bestehende Kunden verärgern. Eine weitere Erblast von FAST besteht darin, dass die Norweger eine Reihe von Komponenten in Lizenz genommen haben. So stammen etwa die Dateifilter ("Outside In") von Stellent, das von Oracle übernommen wurde, die Spracherkennung kommt von BBN, und Teragram liefert die Technik für die Analyse von Sprachen.

Integration unter Zeitdruck

Eine langwierige Zusammenführung der FAST-Produkte mit dem vorhandenen Suchportfolio von Microsoft würde der Konkurrenz Gelegenheit geben, ihre Marktanteile auszubauen. Das gilt besonders für Google, das seine Einkünfte aus Enterprise Search nicht gesondert ausweist. Suchmaschinenexperte Stephen Arnold geht jedoch davon aus, dass die Web-Company mit ihrer Kombination aus Hard- und Software ("Google Appliance") derzeit Marktführer in diesem Segment ist, wobei er Sharepoint nicht berücksichtigt, weil es sich dabei um keine Suchlösung im engeren Sinn handle.

Auch wenn das Sharepoint-Team treibende Kraft hinter der Akquisition war, so dürfte FAST auch anderen Microsoft-Abteilungen zugutekommen. Das gilt zum Beispiel für "AdMomentum", eine Lösung, die nach dem Muster von "Google Adwords" kontextabhängige Werbemittel einblenden kann und für "Microsoft Live" interessant sein dürfte. Zu den Stärken der Norweger zählt zudem ein hochkarätiges Ingenieursteam, das 60 Prozent der Belegschaft ausmacht. Nicht zuletzt dürfte es Microsoft um die Kunden von FAST gegangen sein, bei denen es sich ausschließlich um große Konzerne handelt.

Mit der Übernahme von FAST schreitet die Konsolidierung des Suchmaschinenmarktes weiter voran. Der Burton-Analyst Guy Creese prognostiziert, dass nach der Bereinigung des BI-Marktes im Jahr 2007 nun Anbietern von Suchmaschinen das gleiche Schicksal bevorstehe. (ws)