Trends 2013

(Fast) Alles wird anders

02.01.2013
Von Tobias Wendehost

Bring your own ID

Ein neuer Trend könnte sich im Identity-Management herausschälen. Mehr Unternehmen werden nach Angaben der Marktforscher Systeme von Facebook, Google und Microsoft verwenden. Unter dem neuen Schlagwort "Bring your own ID" sieht IDC die Systeme der sozialen Netzwerke als Fundament für künftige Sicherheitskonzepte in Unternehmen an. Die Consumerization der IT macht an dieser Stelle nicht halt. Wie die Analysten glauben, werden 2013 viele Firmen Technologien aus der Konsumentensparte in ihr Portfolio übernehmen. "Dies bedeutet allerdings weniger das Kopieren von Werkzeugen als vielmehr die Akquisition sowie Integration von bestehenden Angeboten", beschreibt Gens den Trend. Ein Beispiel ist Dropbox. Gens prognostiziert den Kauf des Cloud-Anbieters durch einen großen Player: "Damit kann der Käufer eine enorme Konsumentenzahl und Technologien in sein Portfolio aufnehmen."

Um die Datenmengen zu beherrschen, werden Service-Provider in den nächsten drei Jahren einen wachsenden Anteil ihrer Investitionen in Speicher und Rechenzentren stecken. So sind größere Provider für fast zwei Drittel aller Infrastrukturkäufe verantwortlich. Der große Gewinner dieser Entwicklung ist Amazon, dessen Dominanz inzwischen weit über die amerikanische Internet-Startup-Szene hinausgeht.

Das digitale Universum

Das Thema Big Data bleibt ein Dauerbrenner. So soll das digitale Universum, wie es IDC nennt, dieses Jahr um 50 Prozent wachsen. In der Gesamtmenge erreicht das weltweite Datenaufkommen 2013 vier Zettabyte. Würde man diese Informationsdichte umrechnen, dann müsste jeder Mensch über 350 Zeitungen pro Tag lesen. Um diese Daten zu kontrollieren, müssen Anbieter und Anwender weiter investieren. Die Analysten prognostizieren dieses Jahr Ausgaben von zehn Milliarden Dollar für Big-Data-Technologien.

Das bezieht sich nicht nur auf Hardware, sondern auch auf neue Analysewerkzeuge. "IBM, SAP und Oracle sind überaus aktiv in diesem Bereich. Neue Analytics-Tools werden über Suchfunktionen hinausgehen und grafische Oberflächen für das Finden versteckter Beziehungen bieten", sagt IDC-Analyst Gens. Hierzu gehört ein ganzes Arsenal an Applikationen in den Bereichen Predictive Analytics, Text- und Medienanalyse sowie visuelle Tools.

Für die Marktforscher von Gartner ergeben sich hieraus vier Schlussfolgerungen. Zum einen werden die weltweit 1000 größten Unternehmen eine kleine Armee von Informationsexperten einstellen, um anhand intelligent kombinierter und verdichteter Daten Wachstum zu erreichen. "Bis 2015 steigen die Anforderungen an Big-Data-Services auf 132 Milliarden Dollar an", rechnet Daryl Plummer, Managing Vice President bei Gartner, vor. Um den Bedarf zu decken, müssten in den nächsten drei Jahren 550.000 Jobs bei Dienstleistern entstehen. "Das Problem ist, dass lediglich ein Drittel dieser Stellen besetzt werden kann", zeigt sich Plummer skeptisch. "Die Unternehmen sind heute bereit, mehr für die Analyse ihrer Daten zu bezahlen, solange sich die Vorteile schnell einstellen", ergänzt Marktforscher Cearley. Hierbei spielt auch die Auswertung sozialer Netze eine Rolle. Im Zentrum steht das Konsumverhalten der Anwender.

Wie im privaten so lautet daher auch im geschäftlichen Umfeld für 2013 die Devise: Social everything. Wie mit Cloud Computing werden sich IT-Unternehmen auch mit der Social-Idee beschäftigen und erfolgreiche Anbieter von sozialen Anwendungen übernehmen. Den Analysten zufolge werden vor allem Microsoft, Oracle und Salesforce.com nach interessanten Firmen Ausschau halten, um beispielsweise ihr CRM-Portfolio mit sozialen Funktionen zu erweitern. Sie reagieren damit auf die Wünsche ihrer Kunden, von denen viele bereits das Ende des Experimentierstadiums erreicht haben. Sie möchten, getrieben von ihren Facebook-gewohnten Mitarbeitern, unternehmensweite Social Networks in die vorhandene IT-Landschaft einbetten.

Kommunikation zwischen Dingen

Eng mit den Themen Big Data und Social Web verbunden, kommen neue Technologien im Bereich Internet der Dinge auf. Ein Hauptgrund für diese Annahme ist aus Sicht der Gartner-Analysten die zu erwartende Wertschöpfung. "Computerchips sind in vielen Gegenständen wie Medikamentenverpackungen oder Autos verbaut", so Cearley. Diese können mit dem Smartphone und anderen intelligenten Mobilgeräten kommunizieren. "Bereits heute besteht über die Hälfte der Internet-Verbindungen zwischen Gegenständen. Bis 2020 erwarten wir einen Sprung auf 30 Milliarden Geräte, die permanent mit dem Internet verbunden sind", prophezeit der Marktforscher.

Dieses Jahr könnte sich außerdem eine technische Entwicklung ihren Weg in die Konsum- und Geschäftswelt bahnen, die über die vier Trends hinausgeht: Sprachsteuerung. So bringt Intel im Lauf des Jahres 14 neue "Haswell"-Prozessoren heraus. "Die neue Mikroarchitektur bildet die Basis für sicht- und spürbare Innovationen. Sprachsteuerung wird eine maßgebliche Rolle spielen", wirbt Christian Lamprecht, Intels Geschäftsführer und Country Manager für Deutschland und Österreich.