Die Leiden der amerikanischen Halbleiterbranche:

Fast alle Chip-Produzenten schreiben rot

17.12.1982

NEW YORK (VWD) - Die amerikanische Halbleiterindustrie befindet sich zur Zeit in einer äußerst schlechten Situation. Die immer schärfere Billigkonkurrenz der Japaner und die schlechte amerikanische und internationale Wirtschaftslage haben der einstmals rezessionsunempfindlichen Wachstumsbranche einen schweren Schlag versetzt. Die Umsatzzahlen stagnieren, und die Gewinne sind in der Regel stark rückläufig. Im dritten Quartal haben fast alle US-Halbleiterhersteller rote Zahlen geschrieben oder teilweise drastische Gewinneinbußen erlitten. Die Kapazitätsauslastung der Branche liegt zur Zeit bei unter 70 Prozent.

Allerdings werden die in Mikrocomputern eingesetzten 64-K-Chips auch jetzt noch rund um die Uhr produziert. Seit August liegt der Auftragseingang der Gesamtbranche jedoch um rund zehn Prozent unter den Auslieferungen. Trotzdem versuchen die meisten Firmen mit allen Mitteln Entlassungen und permanente Stillegungen von Fabrikationsstätten zu vermeiden, da sie in dem hart umkämpften US-Halbleitermarkt bei einem Marktaufschwung im kommenden Jahr auf keinen Fall Anteile an die Konkurrenten verlieren wollen.

Für 1982 rechnen Branchenexperten mit einem Umsatzwachstum von nur fünf Prozent auf knapp 14 Milliarden Dollar, und auch 1983 wird die wertmäßige Steigerung der Auslieferungen fünf Prozent kaum übersteigen. Damit würde der Gesamtumsatz der Branche im nächsten Jahr 14,5 Milliarden Dollar erreichen. Der volumenmäßige Absatz ist allerdings im laufenden Jahr um 25 Prozent gestiegen, was das Ausmaß des Preisverfalls deutlich zeigt.

Das große Problem der US-Halbleiterhersteller ist aber die Billigkonkurrenz aus Japan wie Nippon Electric und Hitachi. Den amerikanischen Unternehmen bleibt nach Neuentwicklungen immer weniger Zeit, mit "optimalen Preisen" die Kosten wettzumachen. In der Regel kommen die japanischen Konkurrenten immer rascher mit qualitativ hochwertigen Äquivalenterzeugnissen zu niedrigeren Preisen auf den US-Markt, so daß auch die amerikanischen Firmen zu Preisabschlagen gezwungen sind. Dies wirkt sich auf die Gewinne nachteilig aus. Die schwerste Nachkriegsrezession und der damit verbundene Nachfragerückgang sowie die starke Abwertung des Yen gegenüber dem Dollar haben die Situation noch verschlimmert.