"Farbprospekte können uns mehr blenden"Ausbildung für die Zukunft heißt das Motto der Schulungsinstitute in Ostdeutschland. Denn die wirtschaftliche Situation erlaubt es noch nicht, marktgerecht auszubilden. Wichtig dabei muß sein, daß die Fortbildung b

21.02.1992

r Automobilwerke Eisenach nennen, wo alle 4000 Mitarbeiter des ehemaligen Wartburg-Werkes durch °-41-a-Maßnahmen geschleust wurden. Dort liefen 28 Kurse in vier Wochen parallel ab. Wer sich dort als Bildungsträger meldete, bekam eine Maßnahme mit dem Effekt, daß nach einem viertel Jahr ein Schlußstrich gezogen wurde, weil die Qualität der Kurse so schlecht war, daß man mit einer Reihe von Bildungsträgern

nicht mehr weitermachen konnte.

Buchta: Das Arbeitsamt ist einfach überlastet. Bei den zahlreichen Problemen, die zu lösen sind, kann man schwer den Überblick behalten. Deshalb sollten die Berater, mit wenigen Bildungsträgern zusammenarbeiten, damit auch die hohe Qualität der Ausbildung gewährleistet ist.

CW: Es zeichnet sich ab, daß Sie sich in den nächsten Monaten einer neuen Gruppe hochqualifizierter Menschen widmen werden, denen die Arbeitslosigkeit droht, und zwar den Lehrern? Sind Sie darauf vorbereitet?

Kern: Wir haben noch keine tragfähige Lösung für die Masse der arbeitslosen Lehrer. Allein in Sachsen sollen es nach einer Mitteilung des sächsischen Kultusministeriums ein paar Tausend sein. Sicher wird man einige Pädagogen in Richtung DV umschulen,

aber wir können uns nicht das Ziel setzen, alle in der DV auszubilden.

Posselt: Im Moment gibt es die arbeitslosen Lehrer in dieser Größenordnung noch nicht, und wir wissen nicht genau, wann weitere Entlassungen stattfinden.

Hoffmann: Wir müssen uns schon jetzt Gedanken machen, wie wir die Lehrer umschulen, zum Beispiel als Lernsystemexperten. Da wäre der Lehrer durchaus geeignet, in der DV-Richtung zu agieren.

Lemke: Wir sind noch in der konzeptionellen Phase und wollen nicht vorpreschen. Wir haben den Eindruck, daß bei den Fortbildungsmaßnahmen eine gewisse Sättigung eingetreten ist. Viele DV-Spezialisten haben einen Job oder besuchen eine Fortbildungsmaßnahme. Deshalb glauben wir, daß der große Boom vorbei ist.

Kern: Das sehe ich nicht so. DV-Spezialisten mit Ost-Know-how werden jetzt arbeitslos. Erst mit einer florierenden Wirtschaft in den neuen Bundesländern dürfte es möglich sein, diese Profis wieder einzusetzen.

Hoffmann: Auch ich stimme Lemkes Prognose nicht zu. Die Zahl der Arbeitslosen wird weiter ansteigen.

Kern: Als Fazit möchte ich folgendes festhalten: Fortbildung und Umschulung in den neuen Ländern sollte eine gemeinsame Tätigkeit der alten und der neuen Länder sein. Ziel muß sein, nicht nur Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen, sondern auch das westliche Know-how in die neuen Bundesländer zu transferieren. Daran sollte jedem Bildungsträger gelegen sein.

Wir Bildungsträger sollten darüber hinaus auf die Qualität der Schulungen achten. Das sind wir den Auszubildenden und uns schuldig. Und nicht immer der Billigste sollte den Zuschlag vom Arbeitsamt erhalten. Wir müssen mit einem hohen Qualitätsstandard qualifizieren.

Teilnehmer am Leipziger Round-table-Gespräch

Gert Buchta: Geschäftsführer der Takraf-Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaft Leipzig

Bernd Düsel: Leiter Kundenservice und Marketing der RBS-Schulung

Armin Hoffmann: Direktor des RBS-Schulungszentrums

Lutz Kern: Leiter Schulung der Integrata AG-Geschäftsstelle Stuttgart/Tübingen

Guntram Lemke: Leiter des Leipziger SNI-Trainingscenters, Kundenschulung und Qualifizierungsprogramme

Karin Posselt: Arbeitsberaterin im Fachvermittlungsdienst des Leipziger Arbeitsamtes

Wolfram Rissel: DVZ-Leipzig, Leiter des Schulungszentrums

Hans Königes: CW-Redakteur