Gerling lockt Nachwuchs mit Unternehmenskultur

Familienunternehmen Sicherheit

03.11.2000
Von VON Gabriele
Risikoforschung und -analyse, Erst- und Rückversicherungen, Kapitalanlagen und Altersvorsorge - das ist das Kerngeschäft des Gerling-Konzerns. Da dieses Business viel mit der Verarbeitung von riesigen Datenmengen zu tun hat, haben auch Informatiker gute Karrierechancen.

Begonnen hat alles 1904 mit einem "Bureau für Versicherungswesen" in Köln, gegründet von Robert Gerling. Dessen Enkel Rolf ist noch heute Vorsitzender des Aufsichtsrates und Mehrheitsaktionär. Nur dass sich aus dem Büro ein weltweit agierender Konzern mit zuletzt 13,6 Milliarden Mark Umsatz entwickelt hat, der in rund 30 Ländern der Erde Niederlassungen hat und in Deutschland sowie weltweit zu den Großen seiner Branche zählt.

"Wir sind ein internationaler Konzern und bleiben ein deutsches Familienunternehmen", fasst Wolfgang Schön, Geschäftsführer der Gerling Gesellschaft für Informations-Management und Organisation (GKI), zusammen. "Weltoffenheit, Tradition und Unternehmenskultur sind bei uns keine Schlagworte, sondern Begriffe, die im Arbeitsalltag umgesetzt werden", ergänzt Elke Reimann, Personalreferentin der GKI. Bester Beweis: "In Vorstellungsgesprächen werden wir von den Bewerbern immer wieder auf die Firmenphilosophie und die Unternehmenskultur angesprochen." Dazu gehören nicht nur das große Engagement von Gerling im Umweltschutz, sondern auch individuelle Weiterbildungs- und Förderungsprogramme für Mitarbeiter, das Angebot von Telearbeitsplätzen für Frauen und Männer sowie die Offenheit für Quereinsteiger mit ungewöhnlichen Kenntnissen.

Sponsor für MBA-Abschlüsse

"Wir beschäftigen im Unternehmen Mitarbeiter verschiedenster Qualifikationen, die längst nicht alle aus dem Versicherungswesen kommen", sagt Reimann. Naturwissenschaftler wie Biologen und Chemiker, Geographen und Meteorologen arbeiten hier ebenso wie Juristen und Volkswirte. Schließlich versteht sich das Unternehmen als Experte für Risk-Management und Risk-Consulting. Denn zur Gerling-Gruppe gehören Lebens-, Kredit-, Rückversicherungs- und Krankenversicherungsgesellschaften ebenso wie Industrieversicherungen, eine Consulting-Gruppe oder die Akademie für Risikoforschung.

"Bei diesem Spektrum an Dienstleistungen sind wir immer offen für außergewöhnliche Lebensläufe und Qualifikationen", erklärt Reimann. Das gilt auch, wenn für die GKI, die konzerninterne Gesellschaft für das Informations-Management, Verstärkung gesucht wird. Da haben nicht nur Informatiker und Wirtschaftsinformatiker eine Chance. Die werden, wie überall, auch hier gesucht, bestätigt Geschäftsführer Schön.

Um die geeigneten Mitarbeiter zu finden, setzen die Kölner nicht nur auf die klassische Stellenanzeige. Rekrutierungsveranstaltungen werden ebenso genutzt wie Online-Jobbörsen. "Das wird gerade von den Informatikern und allen, die mit dem Internet beruflich zu tun haben, sehr gern angenommen und ist bei uns auch akzeptiert", bestätigt die Personalreferentin der GKI. Bei der Auswahl der Bewerber ist allerdings die Note auf dem Diplomzeugnis längst nicht mehr allein ausschlaggebend - ein guter Abschluss und englische Sprachkenntnisse werden ohnehin vorausgesetzt. "Die meisten Studenten arbeiten nebenher, um zusätzliche Praxiserfahrung zu sammeln. Viele kommen auch als Werkstudenten oder Praktikanten zu uns", so Schön. "Bei einer Bewerbung legen wir Wert auf derartige Erfahrungen und wählen letztendlich auch danach aus, ob und wie wir dieses Wissen im Unternehmen einsetzen können."

Im Fall von Hanno Lenz wurde kurzerhand eine Stelle neu geschaffen, um seine Qualifikation richtig nutzen zu können. Der 31-Jährige ist, anders als seine rund 360 Kollegen in der GKI, nicht Informatiker, sondern Maschinenbauingenieur und hat sich in seinem Studium schwerpunktmäßig mit der Strömungsmechanik in der Luft- und Raumfahrttechnik beschäftigt. "Ich habe schon während des Studiums bei der DASA gearbeitet und mich dort mit der Programmierung beschäftigt", erzählt Lenz seinen Werdegang. Kein Wunder also, dass er danach für einige Jahre zu einem Softwarehaus in die Anwendungsentwicklung gegangen ist. "Schon da hatte ich viel mit dem Thema Datensicherheit zu tun", erinnert er sich. Als bei Gerling die Position eines Sicherheits-Managers neu zu gestalten und zu besetzen war, griff er zu.

"Zu meinen Aufgaben gehören zum Beispiel die Entwicklung und die Umsetzung von Richtlinien für den konzernweiten IT-Grundschutz", schildert der Security-Manager, der seit knapp einem Jahr bei dem Assekuranzunternehmen beschäftigt ist. "Mit dem wichtigen Thema Datensicherheit haben wir uns auch vorher schon, aber nur dezentralbeschäftigt", informiert Schön. "Aber mit Hanno Lenz hatten wir jemanden gefunden, der für uns die Schnittstelle von Technik und Informatik besetzt und die verschiedenen Aktivitäten im Unternehmen koordiniert." Deshalb wurde auch dieser Job neu eingerichtet und der Geschäftsführung der GKI zugeordnet.

"Das Beispiel von Hanno Lenz klingt ungewöhnlich, ist aber durchaus typisch für Gerling", bestätigt Personalreferentin Reimann. Denn zum Leitbild des Unternehmens gehört es, "Talente und Wissen dort einzusetzen, wo sie am besten zur Geltung kommen". Da kann es schon mal vorkommen, dass sich ein Informatiker nach einem gründlichen Training-on-the-Job in der Personalabteilung wiederfindet, wo er sich besser aufgehoben fühlt. "Solche Berufsperspektiven werden mit den Mitarbeitern regelmäßig besprochen und mit Weiterbildungsmaßnahmen auch tatkräftig unterstützt", wirbt Schön für sein Unternehmen. Ein bis zwei Seminare zur fachlichen Qualifikation und persönlichen Weiterentwicklung pro Jahr sind durchaus üblich. Auch für eher ungewöhnliche Wünsche hat die Personalabteilung ein offenes Ohr. "Wir sind auch schon als Sponsor aufgetreten, als jemand nebenberuflich seinen MBA machen wollte", weiß Reimann zu

berichten.

Weg von der Programmierung

Auch Lenz hat bereits zwei Seminare besucht, darunter eines zur Personalentwicklung. "Das ist so schnell nach meinem Einstieg eher ungewöhnlich", räumt er selbst ein. "Aber da sich gerade die Möglichkeit ergab ..." Dass er nun weniger mit der konkreten Anwendungsentwicklung und Programmierung zu tun hat, dafür aber umso mehr mit Koordination und Organisation, stört ihn wenig. Auch wenn er es sich nie hat träumen lassen, statt mit Bits und Bytes nun mit der Datensicherheit im Zusammenhang mit Telearbeitsplätzen beschäftigt zu sein. Aus der praktischen Arbeit eines Informatikers hat er sich dennoch nicht ganz verabschiedet. Schließlich rüstete sich auch der Kölner Konzern im vergangenen Jahr für die Jahr-2000-Problematik - und da konnte Lenz seine Erfahrungen unmittelbar anwenden.

*Gabriele Müller ist freie Journalistin in Wuppertal.

Förderung für Talente

Young Professionals oder Top-Talente können bei Gerling in ein besonderes Programm aufgenommen werden. Voraussetzung: Prädikatsexamen, möglichst internationale Zusatzqualifikationen und zwei Fremdsprachen. Dafür winkt die Mitarbeit in nationalen und internationalen Projekten und ein interessanter Job, zum Beispiel als Assistent eines Vorstandsmitglieds. Dazu kommen ein systematisches Personalentwicklungsprogramm und der Einsatz in einer Auslandsniederlassung. Für Interessenten gilt: Zurzeit werden vor allem noch Anwendungsentwickler, Softwareentwickler, System-Management-Spezialisten und Organisatoren/Anwendungsentwickler für das Dokumenten-Management gesucht.