Smart Contracting gehört die Zukunft

Falscher Hype um Blockchain

23.06.2017
Von   
Tillmann Braun ist freier Journalist und Kommunikationsberater für non-profit Organisationen und Unternehmen. Sein Fachgebiet sind innovative IT-Lösungen für die Vernetzung von Menschen und Maschinen. Zu seinen Spezialthemen gehören intelligente (Heim-)Netzwerke, Machine-to-Machine-Kommunikation, Mobile Payment, IT-Strategien und vielfältig einsetzbare Kommunikationssysteme.

Afrika als Vorbild für Smart Contracting: Landkauf ganz ohne Notar

Während in Afrika vielerorts weiterhin großer Aufholbedarf besteht, was IT-Infrastrukturen und neue Trends betrifft, sind einige afrikanische Länder in Sachen Blockchain und "Smart Contracting" großen Teilen der westlichen Welt deutlich voraus. Beispielsweise werden in Ghana Verträge über Landkauf mittlerweile bereits per Blockchain vollzogen und festgehalten. Details wie die Geokoordinaten stehen mitsamt der Signatur in der Blockchain. Ein Notar, der in Ghana häufig mehrere Autostunden entfernt ist, muss nicht mehr mit einbezogen werden. Was früher also Tage oder gar Wochen dauerte und hohe Kosten mit sich brachte, erfolgt mit Blockchain nun umgehend und ohne großen Aufwand.

Angesichts dieser Vorteile machen sich mittlerweile auch einige europäische Unternehmen daran, ihre bestehenden Prozesse und Strukturen mittel- und langfristig auf Blockchain umzustellen – obwohl die derzeit verwendeten Methoden weiterhin funktionieren. "In wenigen Jahren werden jedoch die Unternehmen, die auf Smart Contracting setzen, einen klaren Wettbewerbsvorteil haben", sagt Sascha Hellermann.

Als Beispiele, bei denen sich Blockchain besonders bewähren dürfte, nennt Hellermann Branchen und Unternehmen, in denen der Abschluss und die Verwaltung von Verträgen besonders wichtig sind wie etwa in der Energie- oder auch Reisebranche, im Gesundheitswesen, in der Telekommunikation sowie im Bereich Automotive und ganz allgemein bei der Industrie 4.0.

"Beim Management des Warenbestands kann Blockchain ein wichtiges Rad im Getriebe sein, indem vollautomatisiert dafür gesorgt wird, dass etwa der Nachschub an benötigten Waren zu jedem Zeitpunkt sichergestellt ist", so Sascha Hellermann. "Im IoT-Bereich ermöglicht Blockchain zudem die Erfassung sowie den Nachweis von Qualitätssicherungsdaten über die gesamte Lieferkette – und das unveränderbar."

Millionen von Verträgen und Hotelbetten effizienter managen – Banken bleiben außen vor

Aber auch bei den Millionen von Verträgen, die Energieversorger oder auch Hotelketten und Reiseanbieter mit den Endkunden oder auch untereinander abschließen, lassen sich mit Smart Contracting viele Schritte und Kosten sparen. Letztlich kann Blockchain sogar dabei helfen, dass beispielsweise Bettenkontingente schneller und leichter zwischen Teilen einer Unternehmensgruppe abgestimmt und gegebenenfalls über Ländergrenzen hinweg weitergegeben werden.

Und noch einen weiteren Vorteil gibt es: Bei Bitcoin und speziell bei so genannten Konsortium-Coins innerhalb eines Blockchain-Konsortiums bleiben die Banken außen vor. Somit entfallen die üblichen Gebühren, die sich schnell zu großen Kostenfaktoren summieren. Wechselkurse entfallen ebenfalls. Das dürfte vielen Unternehmen gefallen. Den Banken allerdings eher nicht.