Nur die Expansion im Osten geht voran

Fallender Kurs der T-Aktie gefährdet Voicestream-Deal

05.01.2001
BONN (CW) - Während die Börse die T-Aktie links liegen lässt, übt sich Telekom-Boss Ron Sommer in Zweckoptimismus. Seiner Interpretation zufolge hat das Unternehmen seine nationale Marktposition im Jahr 2000 ausgebaut und expandiert auf internationalem Parkett. Allerdings droht mit dem Kursverlust der Aktien der Einstieg in den US-Markt zu platzen.

Zum Jahresende zog Telekom-Chef Ron Sommer eine positive Bilanz. So habe sein Unternehmen bis Ende September drei Millionen neue ISDN-Kanäle vermarktet und seine Position auf dem heimischen Markt weiter ausgebaut. Ferner habe man das ehrgeizige Ziel erreicht, bis zum Jahresende 2000 theoretisch 60 Prozent der deutschen Haushalte an das schnelle Internet-Zugangsnetz DSL anschließen zu können. Zum Jahreswechsel habe man bereits 600000 DSL-Anschlüsse geschaltet. Die DSL-Technik ist denn auch einer der Schwerpunkte beim weiteren Netzausbau, für den die Telekom 2000 und 2001 rund zehn Milliarden Mark investiert. Die Kunden von T-DSL - so heißt die Technik bei der Telekom - dürften diese Ankündigung mit Freude vernehmen, denn in den letzten Wochen lahmte der Turbo-Internet-Zugang erheblich, und der E-Mail-Zugriff via T-DSL bereitete oft Probleme oder war gar unmöglich.

Sommer baut T-Online zum Internet-Portal umFür die am Neuen Markt notierte T-Online, deren Kurs unter die Hälfte des Ausgabepreises abstürzte, kündigte Telekom-Chef Sommer den Umbau vom Zugangsanbieter zum Content-Provider an. Sommer will T-Online mit nicht näher spezifizierten Partnern zu einem der großen Portale im Internet umgestalten.

Das Papier ist jedoch nicht das einzige Sorgenkind des Konzernlenkers. Auch die Aktie der Muttergesellschaft sank zum Jahresende unter 33 Euro. Dieser Wert bildet im Übernahmevertrag mit dem US-Mobilfunker Voicestream eine entscheidende Marke. Fällt der Kurs vor dem für das zweite Quartal 2001 erwarteten Abschluss der Voicestream-Übernahme an neun von 15 Handelstagen unter diese Marke, so können die Amerikaner über den Kaufpreis neu verhandeln. Mittlerweile unken Analysten bereits, dass der Voicestream-Deal womöglich platzt. Sollte sich diese Vermutung bewahrheiten, so wäre Sommer mit seiner Expansionsstrategie in den USA gescheitert und hätte auf diesem wichtigen Auslandsmarkt nach wie vor kein Eisen im Feuer.

Mehr Freude dürfte dem Vorstand derzeit der Blick nach Osten bereiten: Dort hat die Telekom mit ihren Beteiligungen die internationale Konkurrenz abgehängt. Jüngster Coup war dabei der Einstieg in das mazedonische TK-Geschäft. Für 362,5 Millionen Euro beteiligte sich die ungarische Telekom-Tochter Matav an dem Monopol-Anbieter Maktel und setzte damit seine Expansion fort.