Neu errichtete Diffusionsstätte soll verkauft werden, aber:

Fairchild-Werk in Wasserburg bleibt

08.05.1987

NEUFAHRN (bk) - Das Fairchild-Halbleiter-Werk in Wasserburg wird entgegen allen Spekulationen doch nicht verkauft. Veräußert werden soll lediglich eine neu errichtete Diffusionsstätte zur Produktion von Wafern, die den Betrieb noch nicht aufgenommen hatte.

Die japanische Wirtschaftszeitung Nihon Keizai hatte unlängst berichtet, daß sich die Fairchild Semiconductor Corp., Cupertino, von zwei Halbleiterwerken in Japan und in der Bundesrepublik Deutschland trennen wollte. Dabei sollte es sich um die Fabrikationsstätten in Nagasaki und Wasserburg am Inn handeln. Als Grund nannte die japanische Zeitung die geplatzte Fairchild-Übernahme durch Fujitsu. Die amerikanische Regierung hatte der Fairchild-Muttergesellschaft Schlumberger Ende März untersagt, die verlustträchtige Halbleiter-Tochter an Fujitsu zu verkaufen.

Wie jetzt Pressesprecher Karl Elshuber von der Fairchild Semiconductor GmbH in Neufahrn mitteilte, stehen jedoch sowohl in Nagasaki als auch in Wasserburg nicht die Chip-Werke selbst zum Verkauf. Veräußert werden sollen die Diffusionsstätten zur Produktion von Wafern, mit deren Errichtung die beiden Schwesterwerke etwa zeitgleich begonnen hätten.

Während in Nagasaki auch schon ein Probebetrieb laufe, habe man in Wasserburg bereits im dritten Quartal vergangenen Jahres die Investitionen für das Gebäude gestoppt. Zwar seien die gesamten Infrastrukturmaßnahmen in diesem Waferwerk vorhanden, jedoch keine Fertigungsmittel. Elshuber wörtlich: "Angesichts der inzwischen weltweiten Überkapazität von Diffusionsanlagen ist nicht damit zu rechnen, daß diese Stätten in den nächsten zwei bis drei Jahren sinnvoll und wirtschaftlich genutzt werden können." Deshalb habe sich Fairchild in beiden Fällen zum Verkauf entschlossen. Kaufinteressenten seien allerdings noch nicht in Sicht.