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Fahnder der Filmwirtschaft finanzierten Raubkopierer

06.02.2006
Die im Auftrag der Film- und Softwareindustrie handelnde Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) soll nach einem Bericht der "c't" die Raubkopiererszene unterstützt haben.

"Uns liegen eindeutige Belege vor, wonach die GVU die Infrastruktur von Raubkopierern finanziell gefördert hat", sagte Holger Bleich, Redakteur des Computermagazins, am Samstag in Hannover. Die GVU verwahrte sich gegen solche Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft in Hamburg machte dazu zunächst keine Angaben.

Die Recherchen der "c't" und des Portals "onlinekosten.de" beziehen sich auf eine groß angelegte Razzia des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg gegen Raubkopierer (siehe "Bundesweite Razzia gegen Raubkopierer im Internet"). Bei der Aktion mit dem Codenamen "Boxenstopp" wurden am 24. Januar auch die Hamburger Geschäftsräume der GVU durchsucht und Aktenmaterial beschlagnahmt. Demnach hat die GVU zum einen Informanten aus der Szene bezahlt, um an Informationen über Ersteller und Verbreiter von Raubkopien zu kommen. Mit finanziellen Zuwendungen habe sie außerdem den Betrieb von Raubkopierer-Servern unterstützt. Dies ergebe sich aus Unterlagen, die die "c't" in ihrer aktuellen Ausgabe abdrucke.

Die GVU selbst verwahrte sich gegen den Verdacht, dass sie bei den Ermittlungen im Vorfeld der Razzia die ihr als Privatorganisation gesetzten Grenzen überschritten habe. Die Staatsanwaltschaft in Ellwangen (Baden-Württemberg) habe betont, die GVU sei nicht als Beschuldigte, sondern in der Rolle des Zeugen durchsucht worden, heißt es auf der Website des Verbandes.

Nach dpa-Informationen haben die Staatsanwälte in Ellwangen inzwischen den die GVU betreffenden Teil des Ermittlungsverfahrens an ihre Kollegen in Hamburg abgegeben. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg, Rüdiger Bagger, konnte auf dpa-Anfrage noch nicht mitteilen, ob die GVU in der Hansestadt als Zeuge oder Beschuldigter betrachtet werde. (dpa/tc)