Factory of the Future - Prüfstein für integrierte DV

04.02.1983

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer Wirtschaftsinformatiker an der Universität des Saarlandes Teil 1

Obwohl die "Neuen Medien" zusammen mit den Technologien des "Office of the Future" die Entwicklung der Informationsverarbeitung in den nächsten Jahren stark bestimmen werden, ist der Hardware- und Softwareeinsatz in der "Factory of the Future" von mindestens gleicher Bedeutung innerhalb der Informationswirtschaft eines Unternehmens.

Vorteile erkannt

In den letzten Jahren wurden die Vorteile und Notwendigkeiten einer integrierten Informationsverarbeitung immer mehr erkannt. Durch das Angebot integrierter Standard-Anwendungssoftware und effizienter Datenbanksysteme beispielsweise bestehen mittlerweile auch Möglichkeiten zu deren Realisierung. Aus der EDV-Emanzipation des Produktionsbereichs entstehen allerdings Gefahren für diese Integration.

Die Forderung nach stärkerer Integration wurde innerhalb der Anwendungssoftware vor allen Dingen mit den Vorteilen einer geringen Datenredundanz und damit niedrigen Speicher- und Datenpflegekosten begründet. Die weitgehende Dialogisierung vieler betrieblicher Verarbeitungsprozesse fordert gleichermaßen eine integrierte Datenbasis, da ein Sachbearbeiter zur Bearbeitung eines Vorganges im Dialog auf mehrere Informationsquellen (Dateien) zugreifen muß. Daneben erfordern die Interdependenzen zwischen betrieblichen Planungsabläufen eine enge Verzahnung der Anwendungssoftware.

Der EDV-Einsatz im Fertigungsbereich wird gegenwärtig durch folgende Entwicklungsrichtungen bestimmt:

- Einsatz programmierbarer Roboter

- Einsatz von NC-Werkzeugmaschinen

- Einsatz von zentral über Minirechner programmierbaren Werkzeugmaschinen (DNC-Maschinen)

- Einsatz von über Minicomputer gesteuerten Fertigungssystemen einschließlich der

Transportsteuerung und des Werkzeugwechsels (Flexible Fertigungssysteme)

- Einsatz von computergestützter Konstruktion und Arbeitsplanerstellung (CAD/ CAM)

- Einsatz von automatischen Lagerverwaltungssystemen (Hochregallager)

- Prozeßsteuerung von Fertigungsanlagen

- Einsatz von automatischen Datenerfassungssystemen an Produktionsanlagen zur Speicherung von Ausfallzeiten und Produktionsleistungen im Rahmen der Betriebsdatenerfassung

- Einsatz von Terminals und Zeiterfassungssystemen im Rahmen der Betriebsdatenerfassung für auftragsbezogene Daten und Lohndaten

- Einsatz von dialogorientierter Planungssoftware zur Produktionsplanung und -steuerung (PDS) auf der Grundlage von Datenbanksystemen.

Trotz der auf den ersten Blick unterschiedlichen Entwicklungsansätze sind die Problembereiche EDV-technisch miteinander verbunden. So bestehen beispielsweise zwischen dem Bereich CAD/CAM und den DNC-Werkzeugmaschinen enge Verbindungen, da das CAM (Computer aided Manufacturing) bereits die Programme für die DNC-Maschinen erstellt. Trotzdem bergen die Entwicklungen, zumal sie in einer Unternehmung nicht gleichzeitig einsetzen, Gefahren für Insellösungen.

Sie entstehen dadurch, daß für die verschiedenen Anwendungen von unterschiedlichen Herstellern Spezialhardware entwickelt worden ist. Dieses gilt zur Zeit besonders für den Bereich des CAD. Hier arbeiten spezialisierte Softwarehäuser mit Hardwareherstellern die selbst keine integrierten Anwendungssysteme für den Softwareeinsatz im Manufacturing-Bereich anbieten. Ähnliches hat bis vor kurzer Zeit auch im Bereich der Betriebsdatenerfassung gegolten. Auch hier haben die Anbieter klassischer PPS-Software und Mainframehersteller erst gegenüber speziellen Hardwareherstellern nachgezogen.

Integrationsaspekt nicht vernachlässigen

Während der Entwicklung und Installation eines dedizierten Teilsystems werden die Notwendigkeiten zur Integration kaum sichtbar. Die Entwickler beschäftigen sich mit der Installation und dem Debugging der Systeme; Datenbeziehungen zu vor- oder nachgelagerten Bereichen werden noch nicht wirksam. Erst bei der Neukonzeption eines weiteren Hardwaresystems in einem angrenzenden Gebiet wird sichtbar, daß man mit der vorhergehenden Systementwicklung bereits Fakten geschaffen hat. an die sich nun das neue System anpassen muß.