"Facilities Management hat Zukunft"

16.10.1987

Mit BMS-Deutschland-Chef Wolfgang May sprach CW-Redakteurin Dorothea Wendeln

MÜNCHEN - "Sale and Lease back", der Trend, das eigene Rechenzentrum zu verkaufen und dennoch seine Dienste in Anspruch zu nehmen, wird sich langfristig auch in der Bundesrepublik durchsetzen, meint der Europachef der holländischen Business Management Systems (BMS), Bernard Sternfeld. In den nächsten drei Jahren soll sich die deutsche Tochter, deren Sitz in München ist. am deutschen Markt etablieren.

- Wie sieht Ihr Konzept für Facilities Management aus?

Wir als BMS Deutschland wollen uns eine Infrastruktur geben, daß der Kunde DV-Leistungen in allen Bereichen von uns haben kann. Das beginnt bei der Planung und Organisation, bezieht die Ausbildung und Schulung ein, reicht bis hin zur Installation und Nachbetreuung der DV in einem Unternehmen. Dafür brauchen wir im Laufe des nächsten Jahres einen Personalbestand zwischen 100 und 150 Mitarbeitern.

- Ihr Unternehmen befindet sich noch in der Aufbauphase. Woher wollen Sie innerhalb von wenigen Monaten die Kompetenz nehmen alle Bereiche der DV abzudecken?

Wir wollen diese Kompetenz kaufen. Dazu laufen bereits Verhandlungen mit einigen Softwareunternehmen und Rechenzentren, an denen wir eine Beteiligung erwerben wollen. Es gibt sehr unterschiedliche Wissensgebiete in der DV. Die alle aus dem eigenen Personal zu generieren, ist nicht immer möglich.

- Wie soll BMS in Deutschland organisiert werden?

Das Kernpersonal wird in der Zentrale in München arbeiten. Für das

nächste Jahr haben wir einen Phasenplan, es ist vorgesehen in Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf Geschäftsstellen einzurichten.

- Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit den Firmen an denen Sie Beteiligungen erworben haben?

Wir wollen Mehrheitsbeteiligungen an diesen Unternehmen erwerben und ihre Gründer an uns binden. Dabei sollen die Namen der Firmen und die unternehmerische Eigenständigkeit - zum Beispiel in bezug auf personelle Angelegenneltnen - erhalten bleiben. BMS bietet den Unternehmen als Gegenleistung finanzielle Mittel für Projekte und Entwicklungen. Hinzu kommt die Möglichkeit, sich über die Geschäftsbeziehungen von BMS europaweit zu etablieren.

- Wer sind Ihre Kunden?

In unseren Strategiepapieren haben wir uns erst einmal auf Logistik-Management konzentriert. Damit wenden wir uns vorerst an Handels unternehmen, in denen eine starke Beziehung zwischen Warenfluß und Geldfluß besteht. Dort ist die DV eines der wichtigsten Steuerungswerkzeuge.

- Haben Sie in Deutschland bereits Verträge mit Kunden in Aussicht?

In Holland und Belgien hat die Muttergesellschaft Beziehungen zu Industriefirmen die international tätig sind. Auch in Deutschland laufen bereits Gespräche mit Unternehmen.

- Wie schätzen Sie den Markt für FM in der Bundesrepublik überhaupt ein? Haben nicht die Geschäftsleitungen erheblich Vorbehalte dagegen, ein so wichtiges Instrument wie die DV einem Dienstleistungsunternehmen zu übergeben?

Deutschland gilt als eines der schwierigeren Länder für das Angebot von FM. Verglichen mit anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel England und Frankreich, gibt es in Deutschland die wenigsten FM-Verträge. Für den Kunden ist zum einen wichtig, daß wir auf der Planungsseite über genügend Wissen verfügen. Dann, daß wir im Bereich Software, Installation und Pflege Kompetenz anbieten können. Das Verständnis für FM ist ein langsamer Überzeugungsprozeß. Befehlen läßt sich da nichts.

- Hat der Kunde später die Möglichkeit wieder eigene Leute für die DV einzusetzen und auf Dienstleistungen von BMS zu verzichten?

Unser Bestreben ist natürlich, die Kunden langfristig an uns zu binden, und das geht nur über Leistung. Auf der anderen Seite muß man berücksichtigen, daß jeder Vertrag endlich ist. Ich glaube aber daran, daß die Unternehmer sich auf ihren primären Unternehmenszweck konzentrieren und das Informationsmanagement einem fachlich darauf spezialisierten Dienstleistungsunternehmen überlassen sollten.

- Heißt das, daß Sie einem Unternehmen über Jahre hinweg die gesamte Datenverarbeitung abnehmen wollen?

FM heißt für BMS, dem Kunden umfassende Dienstleistung in der DV anbieten zu können. Dabei ist die Wartung erst einmal eine Angelegenheit der Hersteller. Uns geht es vorwiegend um die Pflege der Software und deren Angleichung an die betrieblichen Bedürfnisse. Wir wollen aber in allen drei Bereichen - sowohl in der Software, in der Pflege als auch in der Hardware - über die entsprechende Kompetenz verfügen können.