Erste Wirtschaftsinformatiker im Fernstudium verlassen Hochschule

Fachspezialisten werden für Führungsaufgaben vorbereitet

17.07.1992

HAMBURG (CW) - Die Hochschule für Berufstätige in Rendsburg hat jetzt die ersten Absolventen im Studiengang Wirtschaftsinformatik verabschiedet, die per Fernstudium ihren akademischen Titel erlangten.

"Es war in der Fachwelt lange Zeit umstritten, ob Hochschulabschlüsse in Wirtschaftsinformatik im Fernstudium erreicht werden können", umschreibt Cornelius Renkl die Startprobleme des Rendsburger Projektes, und zwar wegen der in diesem Studiengang an Präsenzhochschulen üblicherweise gebotenen Intensität von Übungen am Rechner. Mittlerweile belegen knapp 1000 Studierende das Fach Wirtschaftsinformatik an der 1988 gegründeten Hochschule für Berufstätige.

Das Studium in Rendsburg soll nach Auffassung des Projektleiters die Teilnehmer in erster Linie zu Führungsaufgaben als Generalisten befähigen. Wesentlich hierbei sei die wissenschaftlich fundierte Integration des betriebswirtschaftlichen Bereichs mit der DV. Spezialwissen über besondere Ausprägungen von Hard- oder Software werden dabei in diesem Gesamtzusammenhang eingeordnet.

Die Ausbildung zeichnet sich laut Hochschule durch Präsenzphasen mit Übungen ans. Dabei seien im Grundstudium obligatorische Wochenseminare, im Hauptstudium obligatorische 14tägige Diplomandenseminare zu besuchen. Für diese Seminare stünden vernetzte PCs und Mehrplatzsysteme unter Unix zur Verfügung.

Leistungs- statt Zeitsemester

Gerade durch das eigenfinanzierte Fernstudium hätten die Absolventen ein Höchstmaß an Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewußtsein, Flexibilität und Stehvermögen bewiesen,

"Schlüsselqualifikationen, die in jedem Unternehmen hochgeschätzt und gesucht sind", so Renkl.

Teilnahmevoraussetzung ist laut Hochschule entweder eine Abschlußprüfung in einem anerkannten kaufmännischen oder datenverarbeitenden Ausbildungsberuf oder eine mindestens einjährige Berufspraxis. Das Studium sei unter anderem deshalb so attraktiv, weil der Teilnehmer in seinem Beruf weiterarbeiten könne, die Ausbildung sei darüber hinaus ortsunabhängig und lernzeitflexibel. Die Studienordnung unterstützt diese Möglichkeiten insofern als sie statt der üblichen Zeitsemester Leistungssemester anrechnet. Ein Semester gilt demnach als absolviert, wenn die darin geforderten Leistungen erbracht wurden.

Das Rendsburger Modell zeichnet sich durch eine zusätzliche Besonderheit aus: Die zukünftigen Wirtschaftsinformatiker werden im Rahmen des Studiums zusätzlich auf die Prüfungen Fachkaufmann IHK für DV-Organisation und Datenkommunikation, nach dem dritten Semester, und geprüfter Wirtschaftsinformatiker, nach dem sechsten Semester, vorbereitet. Sollte also ein Studienabbruch nötig sein, war die Zeit dennoch nicht verloren. Zusätzlich zu diesem achtsemestrigen Stufenstudiengang gibt es für Betriebswirte die Möglichkeit, ein viersemestriges Ergänzungsstudium zu besuchen, das sie in der DV weiterqualifiziert.